Tatort Kölnsterdorf

Münster ist eigentlich Köln – zumindest im ARD-„Tatort“, deren Produzenten sich just mit Düsseldorfs OB streiten

Nicht wundern, wenn Münster im Fernsehen plötzlich aussieht wie Köln. Es ist Köln. Denn auch wenn der ARD-„Tatort“ mit den Ermittlern Thiel (dargestellt von Axel Prahl) und Boerne (Jan-Josef Liefers) in Münster spielt – gedreht wird, bis auf wenige Ausnahmen, am Rhein. „Aus Kostengründen“, sagt Sonja Goslicki von der Produktionsfirma Colonia Media. Alles auswärts zu drehen, sei für ein Kölner Unternehmen unbezahlbar. Nur: Überall darf in Köln nicht gedreht werden. Friedhöfe etwa sind tabu, was für den neuen Münsteraner „Tatort“ mit dem Titel „Ruhe sanft“ zum Problem wurde. Also fragte man in Düsseldorf an. Was noch problematischer war.

Düsseldorfs Oberbürgermeister Joachim Erwin lehnte es ab, den Nordfriedhof als Schauplatz für den Münsteraner „Tatort“ zur Verfügung zu stellen. „Das ist eine Kölner Firma, die zahlt dort ihre Steuern und die Schauspieler wohnen in Kölner Hotels“, sagt der Düsseldorfer Medienbeauftragte Michael Kosiedowski und fragt, weshalb Düsseldorf für eine Erwähnung im Abspann die „wunderschönen Grabmäler“ hergeben sollte? Zumindest über den letzten Punkt ist man sich einig: Der Friedhof sei „unglaublich schön“, sagt auch Marion Sand. Über die Düsseldorfer Antwort ist die „Tatort“-Produktionsleiterin allerdings verwundert: „Würden alle Städte so reagieren, könnten wir nichts mehr realisieren.“ Es sei Usus, dass nicht alles in der Stadt gedreht werde, in der eine Geschichte spielt.

Kosiedowski beharrt darauf, dass die Landeshauptstadt stets bei Produktionen helfe, so auch bei dieser. Nur den Friedhof – nö, den gibt‘s nicht. Es sei denn, Düsseldorf spielt im Münster-Plot eine Rolle. Das machte Kosiedowski zur Bedingung. Sagen die Filmemacher. Für den Medienmann war es ein Angebot zur Hilfe. Aber Düsseldorf im Münsteraner „Tatort“? Keine Chance, heißt es bei Colonia Media.

In Münster findet man es indes„schade“, dass nicht alles vor Ort gedreht wird. „Schließlich ist das auch ein Wirtschaftsfaktor“, weiß Nicola Ebel vom Filmservice Münsterland. Und Friedhöfe? „Haben die Filmemacher hier keinen gefunden, der ihren Vorstellungen genügt, also alt ist, mit Mausoleen.“ Gibt‘s also nicht. Kommt aber im Münsteraner „Tatort“ vor. „Eigentlich müssten doch Geschichten erzählt werden, die auch hier spielen könnten“, sagt Ebel. Aber wie auch immer: Der Münsteraner Friedhof ist jedenfalls gefunden. In Bad Godesberg. Nicht weitersagen. BORIS R. ROSENKRANZ