„An allen möglichen Orten“

GEFAHRENPOTENTIALE In Bremen-Stadt gibt es rund 20.000 registrierte Waffen. Stichproben zeigen, dass sehr viele unsachgemäß aufbewahrt werden

„Das Ergebnis ist katastrophal“: Innensenator Mäurer zu den Erkenntnissen der Waffen- Kontrolleure

„Das Ergebnis ist katastrophal.“ Mit diesen Worten fasst Innensenator Ulrich Mäurer (SPD) die bisherigen Erkenntnisse seiner Waffenkontrolleure zusammen. Seit vier Wochen führen sie unangemeldete Hausbesuche bei Waffenbesitzern durch. In 80 bis 90 Prozent der Fälle seien die Waffen „an allen möglichen Orten“ aufgefunden worden, nur nicht da, wo sie hingehören: in einen gesicherten Waffenschrank.

Durch eine nach dem Amoklauf von Winnenden geänderte Rechtslage ist es seit Kurzem möglich, verdachtsunabhängige Kontrollen durchzuführen. Zuvor sei es „nahezu unmöglich“ gewesen, die ordnungsgemäße Unterbringung von Waffen zu überprüfen, sagt Mäurer. Nun gibt es ein Gesamtkonzept zur Kontrolle, das nicht nur Besuche beinhaltet.

In großem Umfang würden Waffenbesitzer angeschrieben und auf die Sicherheitsbestimmungen hingewiesen, heißt es im Innenressort. Bei jedem Kontakt zu der im Stadtamt angesiedelten Waffenbehörde, egal aus welchem Anlass, müssen Waffenbesitzer automatisch einen „Nachweis zur sicheren Aufbewahrung“ vorweisen. Gemeint sind Fotos von Waffenschränken und Kaufbelege. Bis wann auf diese Weise das Gros der Bremer Waffenbesitzer nach Aktenlage oder Augenschein überprüft ist, kann im Innenressort noch nicht abgeschätzt werden. Die diesbezüglichen Anstrengungen seien jedoch „weit über dem Bundesdurchschnitt“ heißt es im Haus.

In Bremen-Stadt gibt es 7.900 registrierte Waffenbesitzer, über 100 von ihnen wurden bereits aufgesucht. Dazu hat das Innenressort sieben pensionierte Polizisten angeheuert, die zwei Monate auf Honorarbasis die Mitarbeiter des Stadtamtes unterstützen. Die Maßnahme ist zunächst bis Ende Oktober befristet.

Bereits jetzt sei zu beobachten, so Mäurer, dass die Kontrollen einen deutlichen „Minderungseffekt“ hätten: Wer nachdrücklich auf die Sicherheitsbestimmungen aufmerksam gemacht werde, verzichte oftmals auf den weiteren Waffenbesitz. Anstatt teure Waffenschränke anzuschaffen, hätten sich die Eigentümer bereits von etwa 100 Waffen getrennt. Insgesamt gibt es in Bremen allerdings rund 20.000 legale Waffen, eine Dunkelziffer-Schätzung liegt im Innenressort nicht vor. Ein Erstverstoß gegen die Sicherheitsbestimmungen wird mit durchschnittlich 120 Euro geahndet, das höchste in Bremen bislang verhängte Einzelbußgeld betrug 2.500 Euro.

Mäurer begrüßt die Überarbeitung des alten Waffenrechts, das „überhaupt nicht akzeptabel“ gewesen sei, beklagt aber zugleich weiter bestehende Defizite: „Großkalibrige Waffen haben in Privathaushalten nichts zu suchen.“ Dennoch sind sie zulässig. Henning Bleyl