LESERINNENBRIEFE
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Alles andere als eine Leistung

■ betr.: „Schäuble und der ruhige, lange Fluss“, taz vom 15. 3. 14

Ein Staatshaushalt ohne zusätzliche Schuldenaufnahme ist alles andere als eine Leistung. Der Staat soll investieren, Punkt 3 des Artikels. Und Investitionen finanziert jedes Unternehmen der Welt mit Krediten, langlaufenden Krediten. Das gilt auch für den Staat. Lang laufende Investitionen des Staats mit Steuern und Abgaben finanzieren zu wollen, hat mit Ökonomie wenig zu tun. Solche Investitionen haben langfristigen Nutzen, auch für die Folgegenerationen, die darum auch am Kapitaldienst beteiligt werden müssen.

In einem Artikel zum Haushalt sollte die taz sagen: Für die vom IMK und anderen angemahnten Investitionen muss der Staat Kredite aufnehmen. Die Schuldenbremse behindert einen rationalen Zugang zu den Staatsaufgaben und ihrer Finanzierung. Sie hat offenbar auch den Blick von Hannes Koch schon getrübt. Zudem: ein Blick auf die volkswirtschaftliche Finanzierungrechnung ergibt: wenn der Staat sich nicht neu verschuldet, welche anderen Sektoren sollen denn dann die Sparbeträge (180 Milliarden Euro) der privaten Haushalte aufnehmen? Die Unternehmen tun es nicht, sie sind ja selbst Sparer seit Jahren. Koch lässt den Zusammenhang zwischen Sparen und Verschuldung außer Acht, was ihn zu dem fehlgeleiteten Urteil bringt, ein ausgeglichener Haushalt sei ein „epochales Ereignis“. Alles andere als das ist richtig. Meine Bitte: mehr elementare Ökonomie in der taz. ULRICH BANGE, Essen

Nicht demokratisch legitimiert

■ betr.: „Vertrag mit Kiew schon nächste Woche“ u.a., taz v. 13. 3. 14

Es ist bezeichnend, mit welcher Eile die EU jetzt ein Assoziierungsabkommen mit der neuen Führung in Kiew anstrebt. Die neue Führung in der Ukraine ist ja noch überhaupt nicht demokratisch legitimiert. Hier zeigt sich wieder die Doppelmoral der meisten westlichen Staaten. Befreundeten Regierungen gegenüber sieht man deren demokratische Legitimation für zweitrangig an, zum Beispiel bei den arabischen Golfstaaten und bei Saudi-Arabien. Während man bei nicht befreundeten Regierungen sehr darauf achtet, ob es dort demokratisch zugeht. Das eine Mal spricht man vom legitimen Autonomie- und Selbstbestimmungsrecht der Völker, das andere Mal von terroristischen Separatisten. JOACHIM GERUM, Aschaffenburg

Entwicklung verschlafen

■ betr.: „Energiewende belastet Eon-Bilanz“, taz vom 13. 3. 14

Nicht die Energiewende belastet die Eon-Bilanz, sondern Eon hat die Entwicklung der erneuerbaren Energien total verschlafen und kann deshalb nicht entsprechend auf die neuen Begebenheiten des Marktes reagieren. ARTUR BORST, Tübingen

Wieso Respekt?

■ betr.: „Wundersamer Befreiungsschlag“ u. a., taz vom 15. 3. 14

Es scheint, als ob sich viele Fußballfreunde aus ihrer devoten Bückhaltung gegenüber dem Herrn Hoeneß allmählich aufrichten, um ihm den Heiligenschein zu verpassen. Inwiefern, bitte schön, soll man denn Respekt haben gegenüber einem, der ein Urteil eines deutschen Landgerichts akzeptiert und in den Bau geht? Wieso Respekt? Ich dachte, das sei eine Selbstverständlichkeit über die man kein Wort verlieren muss. DIETER BÄHRE, Ibbenbüren

Sechs Leben lang arbeiten

■ betr.: „Keine Schonung, kein Exempel“, taz vom 14. 3. 14

Herr Rath behauptet im letzten Satz seines Artikels: „Es ginge um Beträge, für die die meisten von uns ein Leben lang arbeiten.“ Da kam ich mir nun ad hoc veräppelt vor, denn besagte Beträge beliefen sich auf 27,2 Millionen Euro. Ich weiß nicht, was ein Redakteur bei der taz bekommt – aber alle Achtung! Vorsichtshalber nahm ich noch den Taschenrechner zur Hand und nahm, großzügig geschätzt, einmal 100.000 Euro/a über 45 Jahre an. Mit einer solchen Schätzung wären über sechs Arbeitsleben erforderlich, um auf dergleichen Beträge zu kommen. HARTMUT WOHLER, Berlin

Falsche Tätigkeit?

■ betr.: „Keine Schonung, kein Exempel“, taz vom 14. 3. 14

Da scheint ein taz-Schreiber doch viel gezahlt zu bekommen, wenn er schreiben kann (letzter Satz): „Außerdem ging es um Beträge, für die die meisten von uns ein Leben lang arbeiten.“ Äh, also für dreißig Millionen, da muss ein angestellter Logopäde in Vollzeit brutto 1.000 Jahre arbeiten! Pervers! Leider schon nach zehn Jahren meistens „burn out“ … Falsche Tätigkeit oder falsche Gesellschaft? Vielleicht gebt ihr mir einen Kolumnenplatz und ich nähere mich dem erwähnten Satz an? HENDRIK FLÖTING, Berlin

Einfach köstlich!

■ betr.: „Mia san hier“, taz vom 14. 3. 14

Ist Ihnen eigentlich bewusst, was Sie mit Ihren Schlagzeilen auf der Titelseite anrichten? Frühmorgens ahnungslos die Zeitung aus dem Briefkasten zu ziehen und in Lachen auszubrechen, das sich über den ganzen Tag verteilt: „Mia san hier“. Einfach köstlich!

HEINER WICHELMANN, Oldenburg