Bei Two Chix & A Beer wird wieder das alte Lied gepflegt

Ist ja alles immer im Fluss, den man auch nicht anhalten kann. Aber raus aus dem Fluss kann man eben doch und etwas zurücklaufen in Richtung der Quelle. Was man gerade gerne macht. Gestandene Elektroniker bringen plötzlich Platten mit Klaviermusik heraus und nach jahrelanger Auflösungsarbeit des Songs im steten Drängen des Tracks heißt es heute trotzig wieder Strophe Refrain Strophe. Der Song, das neue Ding. Beim Berliner Quartett Two Chix & A Beer wird er dabei musikalisch so ausstaffiert, dass das alte Lied auch garantiert gleich wiedererkannt wird, weil es auf dem Album „Friends of Dolores“ überall nach Bekannten wie dem Dylan Bob, dem Blues, Countrygospel und nochmal nach Bob Dylan klingt. Das ist von Otto von Bismarck mit seinen Mitstreitern von The Whitest Boy Alive fast schon zu locker eingespielt fürs Fingerschnippen. Wie frisch aus dem Proberaum. Und damit auch etwas unentschieden, weil dem launigen Americana-Rock so 1.) die Brüchigkeit und das Fragile fehlt, mit dem diese Musik von Leuten wie Will Oldham in die Gegenwart geholt wurde. Oder 2. die Lust am üppigen Arrangement, über das man im Referenzjahrzehnt der Siebziger sich schon ein paar Gedanken mehr gemacht hätte. THOMAS MAUCH

■ Two Chix & A Beer: „Friends of Dolores“ (Butterama) Live 6. 10. Festsaal Kreuzberg