LESERINNENBRIEFE
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Die Lehrer haben es verstanden

■ betr.: „Die Schwammigen“, taz vom 23. 9. 10

Na klar können die Grünen das: eine Alternative schmieden. Auch mit den meisten Linken, denn sie sind Fakt. So wie von ihnen erwartet wird, dass sie die Realität akzeptieren, müssen auch sie von den anders Denkenden akzeptiert werden. Vor 32 Jahren habe ich mich den Grünen angeschlossen, weil sie mit friedlichen Kräften menschenfreundliche Politik machen wollen. Aber das sind nicht nur Lehrer, Beamte und Selbstständige, sondern auch Arbeiter und kleine Angestellte, wie ich einer war. Es nur auf drei Gruppen zu fokussieren ist ein Fehler. Aber warum waren es damals so viele Lehrer? Sie und Gleichgesinnte waren es, die die Fehler der Politik am besten sahen und sehen, und worauf es ankommt, was für ein gutes sinnvolles Leben wichtig ist. Leider gibt es mit den „christlichen“ und liberalen Parteien zu wenig Gemeinsames. EDUARD ROSE, Celle

Rot-rot-grüne Alternative

■ betr.: „Die Schwammigen“, taz vom 23. 9. 10

Den Grünen Schwammigkeit zu attestieren ist angesichts ihrer Politik der letzten Jahre wirklich nicht allzu schwer. Im Gegensatz dazu kann man solches weder der Linkspartei einerseits noch der FDP mit ihrer rigorosen neoliberalen Klientelpolitik andererseits „vorwerfen“. Für CDU und SPD dagegen ist diese Schwammigkeit seit Jahrzehnten geradezu konstituierendes Merkmal. Und ist es nicht gerade das, was sie bis in die Zeit hinein, als sie zusammen die Regierung stellten, zu „Volksparteien“ gemacht hat?

Genau davon hat sich die CDU jedoch in ihrer Koalition mit der neoliberalen Klientelpartei FDP derzeit verabschiedet. Unter dem Aspekt der Klarheit hat diese unsägliche Kapitalisten-Lakaien-Politik der Berliner Nuklearkoalition sogar irgendwie etwas Positives. Für die Grünen ist sie schon fast ein Glücksfall, denn jetzt dürfte wirklich erst einmal Schluss sein mit einer Wischiwaschipolitik wie sie sie in Hamburg oder gar mit einer noch weit anrüchigeren Korruptionspolitik im Saarland betreiben.

Ob daraus jedoch etwas Richtungsweisendes wird, hängt tatsächlich davon ab, ob es die Grünen als „Volkspartei“ schaffen, mit SPD und Linkspartei eine parlamentarische „Alternative zu schmieden“, wie taz-Autor Stefan Reinecke sagt. Die Wahlen in Baden-Württemberg, wo die Grünen die Chance haben, mit einem Juniorpartner SPD eine Regierung zu bilden, bieten eine solche Gelegenheit, ebenso wie die Wahlen in Berlin, wo sie möglicherweise dasselbe mit der Linkspartei tun können, dort mit gleich beiden alten „Volksparteien“ in der Opposition. ORTWIN ZEITLINGER, Berlin

Nachhaltige Verdunkelung

■ betr.: „Die Verschandelung der Städte“, taz vom 29. 9. 10

Eine nachhaltige und erprobte Technologie der Altbauwärmedämm-Nachrüstung fehlt bisher! Dies wurde in dem Artikel durchaus angerissen, kommt aber in der politischen Debatte überhaupt nicht vor. Die gängigen Wärmedämmverbundsysteme (WDVS) richten oft mehr Schaden als Nutzen an. Hier muss endlich in ganz großem Umfang geforscht werden. Dies geschieht in privaten Forschungslaboren der Wirtschaft und nicht dort, wo es hingehört: an den Universitäten. Hier müssten technische Ingenieursfachrichtungen zusammen mit Architekten Lösungen für mindestens zwei Ansätze erarbeiten: praxistaugliche Entwicklung von Technologien der Innendämmung und Außendämmsysteme, die nachhaltig sind und – sie haben es angedeutet – nicht zu negativen Auswirkungen auf anderen Ebenen führen. Ich kenne Beispiele, wo das Haus zwar nun besser gedämmt ist, aber dafür tagsüber im Innern immer Kunstlicht eingeschaltet ist, wo vor der Dämmung Tageslicht ausreichte. Das ist eine Perversion der eigentlichen Intention. Und ganz wichtig: Gemeinsam forschen! Ich habe an der Technischen Universität Architektur studiert und weiß, dass das leider so gut wie nie vorkommt.

Auch muss der Aspekt des Gesamtenergieverbrauchs pro Person endlich diskutiert werden. Wenn wir dreimal besser dämmen als vor 40 Jahren, aber dreimal mehr Fläche verbrauchen, ändert sich unterm Strich nichts, außer dass mehr Ressourcen verbaut werden! Die Frage der räumlichen Angemessenheit muss endlich von Architekten und Verbrauchern diskutiert werden. Bisher regelt dies nur der Immobilienmarkt. Dieser wiederum ist kein freier Markt. Für die Wohnungszuschnitte der Nachkriegszeit in Deutschland sind kaum Architekten verantwortlich gewesen. Fachlich unausgebildete Sachbearbeiter in Behörden, Fördereinrichtungen und Banken haben dies zumeist bestimmt. Das muss endlich auf einer fachlichen und politischen Ebene stattfinden. CHRISTOPH WAGNER, Berlin

Monopolistenförderung

■ betr.: „Merkel verteidigt ihr Energiekonzept als nachhaltig“, taz vom 28. 9. 10

Durch die Erklärung der Kanzlerin, ihr Energiekonzept sei nachhaltig, kommt man sich als Bürgerin ja ziemlich veralbert vor; nachhaltig ist lediglich die Förderung der Energiemonopolisten. Entgegen ihrer Verlautbarung, die Probleme „nicht der kommenden Generation aufzubürden“, tut sie mit der Genehmigung zur Verlängerung der Kernkraftwerke genau dies: denn mit dem Anwachsen des Atommülls müssen sich in noch unvorstellbaren Zeiträumen nachfolgende Generationen abmühen. Der von ihr geforderte Ausbau der Hochspannungsleitungen ist seit Langem ein Desiderat, aber von den Leitungsinhabern bisher aus nachvollziehbarem Grund vernachlässigt worden, denn an einer Ausweitung der erneuerbaren Energie haben die ja gar kein Interesse. HELGA SCHNEIDER-LUDORFF, Oberursel