Nächste Runde im Endlagerstreit

ATOMÜLL Seit Freitag wird der Salzstock in Gorleben wieder erkundet. Atomkraftgegner kündigen Widerstand an. Experten zufolge gibt es in der Nähe unterirdische Gasvorkommen – was seit 1977 bekannt gewesen sei

1977 soll es in der Landesregierung Bedenken gegen das Projekt gegeben haben

Nach zehn Jahren Unterbrechung ist am Freitag offiziell die Erkundung des Salzstocks Gorleben wieder angelaufen. Geklärt werden soll dabei, ob das Bergwerk als Endlager für hoch radioaktiven Müll aus den deutschen Atomkraftwerken infrage kommt. Dass das ergebnisoffen geschehen soll, wird von Kritikern bezweifelt.

Atomkraftgegner kündigten massiven, unter anderem juristischen Widerstand an. Am heutigen Samstag wollen Initiativen bei einem „Unruhetag“ im niedersächsischen Wendland Straßen blockieren.

Die Bundesregierung will sich von dem Protest nicht beeinflussen lassen. Nicht kommentieren will das Bundesumweltministerium auch die Einschätzung, wegen der Rechtslage könne der südöstliche Teil des Salzstocks gar nicht erkundet werden. Letztlich steht Umweltminister Norbert Röttgen (CDU) vor dem gleichen Problem wie 1996 die heutige Bundeskanzlerin Angela Merkel.

Damals war Merkel darüber informiert worden, dass für eine fundierte Prüfung Gorlebens eine Erlangung aller Salzrechte notwendig sei. Merkel erfuhr, dass besonders Andreas Graf von Bernstorff und evangelische Kirchengemeinden nicht zur Abgabe ihrer Salzrechte bereit waren. Den Bernstorffs gehören rund 35 Prozent des Salzstocks.

Zudem vermutet die Linkspartei jetzt auch noch, dass mögliche Gasvorkommen nahe des Salzstocks riskant für die Atommüll-Entsorgung sind: Der Historiker Anselm Tiggemann hatte am Donnerstag im Gorleben-Untersuchungsausschuss des Bundestags darauf hingewiesen, dass es 1977 in der niedersächsischen Landesregierung Bedenken gegen das Projekt gegeben habe – Grund waren Gasfunde in der Nähe auf DDR-Seite.

Spätestens 2030 muss es ein Endlager geben. Die Energiekonzerne haben sich auf den Salzstock an der früheren innerdeutschen Grenze festgelegt. Gegner halten das Salzgestein wegen der Gefahr eines Wassereinbruchs aber für unsicher.  (dpa)