KOMMENTAR: GERNOT KNÖDLER ÜBER LANGZEITMÜLL UNTER DER ERDE
: Für Schleswig recht, für Gorleben billig

Die Entscheidung der Bundesregierung, Schleswig-Holstein von der Kohlendioxid(CO2)-Lagerung zu verschonen, ist kurios. Sie steht in einem paradoxen Verhältnis zu den wiederbelebten Plänen, im niedersächsischen Gorleben ein Endlager für radioaktiven Müll einzurichten.

Im Falle Schleswig-Holsteins hat sich der Bund dem hohen Druck der Bevölkerung und der Landespolitik gebeugt. Der Wunsch, gerüstet zu sein, falls die Länder doch etwas mitzubestimmen haben sollten bei einem Gesetz zur Abscheidung und Lagerung von CO2 (CCS), mag dazu beigetragen haben.

Immer vorausgesetzt, dass man das langfristige Lagern von CO2 unter der Erde nicht grundsätzlich ablehnt, ist diese Entscheidung fachlich zweifelhaft. Nach Einschätzung von Geologen eignen sich bestimmte Gegenden in Norddeutschland nun einmal besonders gut dafür.

Das Argument, der Abfall müsse dort entsorgt werden, wo er anfällt, ist unsolidarisch. Er lässt außer Acht, dass Schleswig-Holstein bei all seiner Windenergie auf die anderen Bundesländer angewiesen ist. Überdies gäbe es demnach auch keinen Grund, den Atommüll nach Gorleben zu verfrachten. Denn selbst das Atomkraftwerk Krümmel ist nach der 30-Kilometer-Regel zu weit entfernt. Schlüssige Politik sieht anders aus.