Kriterien für die wahren Werte

Für einige Banken steht nicht alleine die Rendite im Vordergrund. Sie investieren in Umwelt-, Kultur- oder Sozialprojekte und stehen für einen verantwortungsbewussten und nachhaltigen Umgang mit dem Geld ihrer Anleger

„Guten Gewissens gut verdienen, das ist der Traum aller Anleger“, sagt Karin Baur von der Stiftung Warentest. Doch das ist nicht immer ganz so einfach. Das Magazin Finanztest untersuchte im Jahr 2004 insgesamt 60 Fonds, die als „ethisch-ökologisch“ firmieren: „Wie sich dabei zeigte, wurden einige Fonds ihrem hehren Anspruch nicht gerecht.“ Viele definieren ihre Auswahlkriterien, die Nachhaltigkeit garantieren sollen, gar nicht. Tun sie dies, sollten Investoren hinterfragen, ob sich die Anbieter an ihre eigenen Anlagegrundsätze auch wirklich halten. Nachhaltige Fonds hat mittlerweile fast jede herkömmliche Bank im Angebot. Es gibt jedoch auch Häuser, die sich der Nachhaltigkeit komplett verschrieben haben und ihre Angebote danach ausgerichtet haben.

Die Umweltbank signalisiert bereits im Namen ihren Anspruch: Sie garantiert jedem Anleger, dass Kredite ausschließlich an Umweltprojekte vergeben werden. Der Umweltrat, ein unabhängiges Gremium, kontrolliert regelmäßig die Einhaltung der Umweltgarantie. Die Bank arbeitet mit gewerblichen und privaten Kreditnehmern zusammen. Jeder Kredit und jedes Projekt wird sowohl einer wirtschaftlichen als auch einer ökologischen Prüfung unterzogen. „Mit Hilfe des ökonomischen Scorings und des ökologischen Ratings erhält jedes Engagement einen zweistelligen Bonitätsschlüssel“, erklärt Sprecher Johannes Plott. „Durch dieses Bewertungsverfahren hat die Umweltbank laufend einen Überblick über die Entwicklung des Kreditportfolios.“

Ein Großteil der Investitionen fließt in Sonnenenergie, Windkraft und ökologische Immobilien. Die UmweltBank finanziert und fördert über 4.800 Projekte, allein im Jahr 2005 kamen über 1.200 weitere hinzu. Das Volumen der bereits ausgezahlten Kredite stieg 2005 um 29,3 Prozent auf 469 Millionen Euro.

Die 1974 gegründete GLS Gemeinschaftsbank ist die erste ethisch-ökologische Bank in Deutschland. „Ein wesentliches Ziel der Gründerinnen und Gründer war ein verantwortungsbewusster Umgang mit Geld“, erläutert Vorstandssprecher Thomas Jorberg. „Im Mittelpunkt der Arbeit steht die Unterstützung gesellschaftlich wichtiger sozialer, kultureller und ökologischer Vorhaben von Menschen und Initiativen, nicht die Maximierung des Gewinns.“

Die Bank bietet alle banküblichen Dienstleistungen an, darunter Geldanlage, Beteiligungen, Kredite, Zahlungsverkehr und Versicherungen. Die Anlegerinnen und Anleger haben bei der GLS-Bank die Möglichkeit mitzubestimmen, in welchem Bereich ihr Geld eingesetzt werden soll. Außerdem können sie bei der Geldanlage zugunsten bestimmter Kreditprojekte einen geringeren Zinssatz wählen.

Regelmäßig informiert die GLS-Bank über die Kreditvergabe, sodass die Kundinnen und Kunden mitverfolgen können, wie und wo ihr Geld wirkt. Im Jahr 2003 übernahm die GLS-Bank die Geschäfte der ebenfalls ethisch-ökologischen Ökobank. Sie erweiterte ihr Angebot und die Anzahl ihrer Standorte. Heute arbeiten rund 50.000 Kundinnen und Kunden mit der GLS-Bank zusammen. Die Bank finanziert rund 4.000 Projekte. Ein Neuling auf dem deutschen Markt ist die Triodos Finanz GmbH. Seit September 2005 ist die hundertprozentige Tochter der Triodos Bank NV (Zeist/Niederlande) in Frankfurt am Main ansässig. Der Neuling hat bereits eine längere Vorgeschichte: Die Triodos Bank wurde 1980 als ein unabhängiges Geldinstitut gegründet. In 25 Jahren ist ein europäisches Netzwerk aufgebaut worden mit Standorten in den Niederlanden, in Großbritannien, in Belgien, in Spanien – und jetzt auch in Deutschland. Triodos ist Pionier im nachhaltigen Banking. „Gemeinsam wollen wir auch in Deutschland das etwas andere Banking voranbringen und die Interessen von Mensch, Umwelt und Wirtschaft mit Lebensqualität verbinden“, sagt Peter Blom, Vorstandsvorsitzender der Triodos-Bank-Gruppe. Die Priorität der Projektfinanzierungen legt Triodos auf die Bereiche Naturkosthandel, erneuerbare Energien, Kultur und gemeinnützige Organisationen. KLAUS LEONARD