AfD-Sprecher Lucke sorgt für Zwist in Wirtschaftsverein

PARTEIEN Berliner Wirtschaftsgespräche verlieren nach Einladung des AfD-Chefs zwei Mitglieder

Die Berliner Wirtschaftsgespräche werden um zwei Mitglieder ärmer: Das Unternehmen Werk21 und der SPD-Abgeordnete Lars Oberg treten aus dem Verein aus. Grund ist die Einladung von Bernd Lucke zu einem Gespräch für den heutigen Mittwoch. Der Sprecher der Partei Alternative für Deutschland soll über die Europawahl und „europäische Herausforderungen“ reden. „Für mich ist es unerträglich, dass Herrn Lucke hier eine Plattform für seine intoleranten, homophoben und reaktionären Positionen geboten wird“, begründet Lars Oberg gegenüber der taz seinen Autritt.

Die Berliner Wirtschaftsgespräche sind ein Verein mit knapp 1.000 Mitgliedern – Institutionen, Unternehmen und Einzelpersonen. Mit regelmäßigen Gesprächsforen netzwerkt der Verein seit elf Jahren mit dem Ziel, die Wettbewerbsfähigkeit der Berliner Wirtschaft zu verbessern. „Die Europafeindlichkeit der AfD ist allerdings nicht im Interesse der Berliner Wirtschaft“, erklärte Johannes Stahl, einer von drei Geschäftsführern der Agentur Werk21, den Austritt.

Den geschäftsführenden Vorstand des Vereins, Rudolf Steinke, ficht das nicht an. Man sei überparteilich und würde alle Parteien anhören, die sich zur Europawahl aufstellten – außer der NPD. „Es gehört zu den demokratischen Gepflogenheiten, dass wir uns die Position der AfD anhören“, erklärte Steinke der taz. Es stehe den Mitgliedern frei, auszutreten, wenn ihnen das nicht passe.

Nicht nur die Einladungspolitik ist unter den Mitgliedern umstritten. Um das langjährige Vorstandsmitglied Thilo Sarrazin (SPD) wird ebenfalls immer wieder gerungen. „Auch mit ihm haben wir mehrere Veranstaltungen durchgezogen“, so Steinke. Der Verein lasse sich keine Maulkörbe verpassen.

SPDler Oberg war schon der umstrittene Buchautor Sarrazin ein Dorn im Auge. „Aber mit der AfD-Einladung wurde nun ein Fass zum Überlaufen gebracht, das ohnehin gut gefüllt war.“

SUSANNE MEMARNIA