Angehörige drohen mit Hungerstreik

FLUG MH370 Die chinesischen Angehörigen der Passagiere des verschollenen malaysischen Flugzeugs sind die widersprüchliche Informationspolitik der Airline leid. Das Suchgebiet wird noch mehr ausgeweitet

BERLIN taz | Seit mehr als einer Woche treffen Mitarbeiter von Malaysia Airlines täglich Angehörige der 154 chinesischen Passagiere des verschollenen Flugs MH370 im Pekinger Hotel Lido. Für die Familien sind die Treffen kaum noch auszuhalten. Sie haben das Gefühl, ihnen wird täglich etwas anderes erzählt und dass die Fluggesellschaft entweder nichts weiß oder ihnen etwas vorenthält.

Am Dienstag platzte einigen der Kragen. Sie drohten nach Agenturangaben aus Protest gegen die malaysische Informationspolitik mit Hungerstreik. „Wir brauchen die Wahrheit. Wir werden uns nicht der Politik beugen“, zitierte dpa eine Angehörige. Ein Mann drohte, zu Malaysias Botschaft zu ziehen, „um den Botschafter zu finden“. Die Treffen zwischen Airline-Mitarbeitern und mehreren Hundert Angehörigen im Lido-Hotel finden eigentlich ohne Presse statt. Doch berichtete die New York Times am Dienstag ausführlich davon. „Was Sie heute sagen ist anders, als was sie gestern sagten“, warf ein Mann der Fluggesellschaft vor. Ein anderer: „Wieso wissen sie nach so vielen Tagen immer noch nichts?“

Das Flugzeug mit 239 Menschen verschwand am 8. März auf dem Flug von Kuala Lumpur nach Peking. Erst hieß es, die Boeing 777 werde im Golf von Thailand vermisst. Dann kam auch die entgegengesetzte Straße von Malakka in Frage. Danach soll der Jet noch Stunden geflogen sein. Wohin, ist unklar. Inzwischen kommt ein Gebiet von Kasachstan bis zum südlichen Indischen Ozean in Frage.

Schon letzte Woche hatten Angehörige die Nerven verloren und Airline-Angestellte mit Wasserflaschen beworfen. Nach jedem Treffen habe es mehr und nicht weniger Fragen gegeben. Auch Airline-Mitarbeiter sollen dabei in Tränen ausgebrochen sein. Sie wurden mit Fragen konfrontiert wie die nach der Luftüberwachung, die nur Malaysias Militär beantworten könnte. Doch Antworten blieben aus. Am Dienstag widerrief Malaysias Verkehrsminister frühere Angaben über den Zeitpunkt des Ausschaltens des Kommunikationssystems des vermissten Jets.

China schloss derweil aus, dass einer der Chinesen an Bord in eine Entführung oder einen Anschlag verwickelt sein könnte. Die Hintergründe aller chinesischen Passagieren seien überprüft worden, sagte Chinas Botschafter in Malaysia. Auch der einzige Fluggast der muslimischen Minderheit der Uiguren, ihr wird oft Terrorismus unterstellt, sei unverdächtig.

SVEN HANSEN