Marius Ebbers, Stürmer
: Einsame Spitze

■ hat schon in Duisburg, Köln und Aachen seine Zweitliga-Tauglichkeit bewiesen und will nun oben angreifen Foto: dpa

20 Tore hatte Marius Ebbers zum Bundesliga-Aufstieg des FC St. Pauli beigetragen – einsame Spitze. Zuletzt konnte man dagegen fragen, ob er überhaupt eine Spitze ist. Bestenfalls eine hängende. Wobei „hängend“ nach „hängen lassen“ klingt. Und das tut Marius Ebbers nun wirklich nie.

Im Gegenteil: Der gelernte Mittelstürmer rackert, holt sich Bälle aus der eigenen Hälfte – und hat dann meist nicht mehr den nötigen Ruhepuls beim Torschuss. Vor einer Woche gegen Borussia Dortmund sah es aus, als wäre der Schlaks bereit, sich in zwei Teile zu reißen, wenn sich damit die fehlenden Zentimeter zwischen seiner Schuhspitze und den wenigen guten Flankenbällen überbrücken ließen. Am Freitagabend in Hannover passte endlich alles: Ebbers machte sein erstes Saisontor – nach sechs Minuten, bevor der Kräfteverschleiß einsetzen konnte.

Nach dem Spiel war viel von den Tanzübungen die Rede, die St. Pauli-Trainer Holger Stanislawski seinem Team verordnet hatte. Ebbers wollte ihre Bedeutung für seinen Treffer nicht zu hoch hängen: „Ich bin nämlich nicht so der begnadete Tänzer“, sagte er. „Und ich will das jetzt auch nicht jede Woche müssen.“ Nicht nur auf dem Rasen, sondern auch in einer Punkband hat er schon mal den Frontmann gegeben. Der dazugehörige Pogo-Tanz würde auf dem Platz nur zu roten Karten führen.

Dass St. Pauli Hannover nach dem frühen Tor weiter Schwierigkeiten machte, hatte viel damit zu tun, dass Ebbers kein Platzhirsch ist: Er überließ seine Position in einem verwirrenden Wechselspiel reihum Kollegen mit ähnlichen Präferenzen. Kruse, Hennings, Bartels, Takyi, Asamoah – jeder durfte mal „hinter den Spitzen“ spielen. Spitzen? Welche Spitzen? St. Paulis Problem ist, dass, wenn Ebbers hängt, niemand in der Spitze ist. Hat beim 1:0-Sieg in Hannover trotzdem gut geklappt. Dank Ebbers. JAN KAHLCKE