: Jörg Sundermeier sichtet die soziale Bewegung in der Stadt
Heute Abend wird in der Baiz über „Das Sarrazin-Prinzip“ gesprochen, Attila Steinberger aus dem Krisis-Umfeld hat, so versichern die VeranstalterInnen, „Sarrazins Buch gelesen“. Das ist ja immerhin was. Tatsächlich glaubt Sarrazin, Armut und Dummheit genetisch begründen zu können, doch „Deutschland schafft sich ab“ wird ein Bestseller – warum das so ist, soll diskutiert werden. Morgen wird am frühen Abend im Clash über den Prozess gegen das „Gefangenen-Info“ informiert, auch die Kriminalisierung linker Buchläden in Berlin, die in den letzten Wochen eine neue Qualität bekam, soll Thema sein. Wie gegen linke Medien – und deren VerteilerInnen – vorgegangen wird und warum mit dieser seit Jahren nicht mehr so gekannten Härte? Das ist die Leitfrage. Der zweite Teil der Frage könnte bis zum gewissen Grad etwas später auch im Köpenicker Haus der Jugend beantwortet werden, dort nämlich beschäftigt sich ein Referent von Apabiz mit dem Extremismus. Bekanntlich ist die jetzige Bundesregierung fest entschlossen, rechte und linke Aktionen gleichzusetzen und, obschon linke Gewalt selten für Tote und Schwerverletzte sorgt, beides für gleichermaßen gefährlich zu halten. Die Initiative dazu kommt übrigens aus der FDP, die nicht die leiseste Ahnung hat, was „liberal“ mal bedeutete. Immerhin, die Idee ist interessant, dass die heutige FDP die Liberalen des frühen 20. Jahrhunderts allesamt einsperren wollte. Am Samstag schließlich wird der S-Bahnhof Neukölln zum Sammelpunkt für alle, die gegen die Demo der „Freien Kräfte KW“ nach Königs Wusterhausen aufbrechen wollen. Wieder mal demonstrieren „Rechtsextreme“ dort für ein „nationales Jugendzentrum“, wieder mal wollen „Linksextreme“ diese Ausbildungsstätte für Nationalisten verhindern. Diese Verhinderer fahren am besten gemeinsam mit der Bahn.
■ Das Sarrazin-Prinzip: Baiz, Christinenstr. 2, Mo, 19 Uhr
■ Gefangenen-Info: Clash, Mehringdamm 2a, Di, 18 Uhr
■ Extremismus: Haus der Jugend, Seelenbinderstr. 54, Di, 19.30 Uhr
■ Demo Königs Wusterhausen, Treff S-Bhf Neukölln, Sa 9.15 Uhr
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