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: Zwei Sekunden, drei Punkte

BASKETBALL Alba Berlin zittert Richtung Euroleague. Und gibt sich gelassener als im letzten Jahr

Zwei Sekunden. Normalerweise ist das nur ein flüchtiger Moment. Für Alba Berlin aber war das am Freitag der Unterschied zwischen gnadenlosem Scheitern und dem Weiterhoffen auf den großen Coup. Eigentlich waren die Berliner in der zweiten Runde der Qualifikation zur Euroleague beim serbischen Vizemeister Hemofarm Vrsac schon ausgeschieden. Bis Julius Jenkins kam und einen Dreier versenkte – zwei Sekunden vor der Schlusssirene. Alba verlor zwar 73:78. Weil die Berliner aber das Hinspiel mit sechs Punkten Vorsprung gewonnen, sind sie nun dennoch weiter.

Es geht um den Einzug in die lukrative Euroleague. Letztes Jahr waren die Berliner in der letzten Vorrunde gescheitert. Damals war das ein Super-GAU. Bevor die Bundesligasaison überhaupt angefangen hatte, war das erste große Ziel schon verpasst. Geschäftsführer Marco Baldi sprach danach von einem Rucksack, den das Team mit sich rumschleppe. Den ist es offenbar nie richtig losgeworden. Die Saison endete ohne Titel.

Und doch macht diese Erfahrung die Alba-Verantwortlichen in diesem Jahr wesentlich gelassener. Es wäre kein Untergang, sollte die Qualifikation erneut verpasst werden. „Es gibt in Europa nun einmal 30 bis 40 Topteams. Gegen solche Gegner ist das auch immer ein wenig Roulette“, weiß Baldi. Auch muss der zweitklassige Eurocup nicht so viel schlechter. Dort kam Alba letzte Saison bis ins Endspiel. Eine Finalteilnahme in der Euroleague hingegen wäre reine Utopie gewesen.

Zudem befindet sich das Team in einem Umbruch. „Deshalb kann, zu so einem frühen Zeitpunkt, noch gar nicht alles funktionieren. Das ist völlig normal“, sagt Trainer Luka Pavicevic. Mit Julius Jenkins, Immanuel McElroy und Lucca Staiger blieben lediglich drei Spieler. Es kamen mit Patrick Femerling, Sven Schultze und Hollis Price zwar drei ehemalige Alba-Akteure zurück, dennoch muss das Team sich erst einmal wieder finden.

Noch ist die Mannschaft nicht in der Lage, ihr Spiel 40 Minuten konstant herunterzuspielen. Bisher gab es meist im letzten Viertel einen Einbruch. „Die Automatismen greifen noch nicht so. Das ist dann auch immer ein Konzentrationsproblem“, glaubt Baldi. Allen ist klar, dass das Team noch gar nicht so weit sein kann, wie es für die frühen Herausforderungen eigentlich sein müsste. Andererseits startet man gleich auf so einem hohen Niveau, wo kleine Fehler sofort bestraft werden.

Deshalb ist Coach Pavicevic mit dem Entwicklungsstand bisher auch zufrieden. Es gibt ja auch keinen Grund, es nicht zu sein. Von der Euroleague trennen Alba nur die zwei Spiele gegen Spirou Charleroi. Das steht schon am Dienstag bei den Belgiern an. Am Sonntag findet dann das Rückspiel in Berlin statt. Dann wird sich zeigen, ob wieder über die Folgen des frühen Scheiterns schwadroniert werden muss oder ob es endlich wieder Grund zum Feiern gibt. NICOLAS SOWA