hört auf den Sound der Stadt

THOMAS MAUCH

Nur weil jetzt da draußen kalendarisch auf den Frühling umgestellt wird, muss doch die Musik nicht mitmachen bei solchen Umtrieben. Nicht hier. Nicht in dieser Kolumne, die man mit einer schwarzen Sonnenbrille gleich viel verständnisvoller liest. Da hätte man für den heutigen Donnerstag beispielsweise im About Blank einen Noir-Rock mit den unvermeidlichen Velvet Underground im Herzen, von Oum Shatt, einer relativ frischen Berliner Band mit reichlich Berliner Popgeschichte im Rücken: Den Sänger und Gitarristen Jonas Poppe kennt man von Kissogram und vielleicht auch noch den Sitcom Warriors, Hannes Lehmann war bei Mina dabei und Chris Imler ist sowieso der Schlagzeuger des allgemeinen Vertrauens in der Stadt. Zusammen machen sie einen übersichtlich gehaltenen Rock ’n’ Roll, der sich besonders hübsch anhört, wenn die Melodien auch mal im arabischen Klangraum ihren Auslauf haben (Markgrafendamm 24c, 21 Uhr, 11 €).

Musikalisch heller wird es bestimmt auch nicht am Freitag im WestGermany, wo man düstere musikalische Gewitterfronten erwarten darf mit kleinen Klangexplosionen, ein elektronisch aufgeschütteltes Ambient mit dunklem Pochen und überhaupt eine sich beharrlich ins Nervensystem hineinfressende Drone-Musik (möglicherweise sogar mit einem Akkordeon verfertigt) – also jedenfalls keine Musik mit irgendwelchen Refrains oder die mit einem „eins, zwei, drei“ eingezählt würde bei diesem italienischen Abend mit Alberto Boccardi, Claudio Rocchetti und DuChamp, wohinter die Musikerin Federica Rossella steckt (Skalitzer Str. 133, Konzertbeginn irgendwann nach 19.30 Uhr).

Abteilung Heldenverehrung: Solche experimentellen Sounds wie im WestGermany sollte man eigentlich gleichfalls am Montag bei Tuxedomoon hören dürfen, nur dass die im fernen 1977 in San Francisco von Blaine L. Reininger and Steven Brown (beide sind weiter – oder wieder – mit dabei) gegründete Band ihre Experimentalismen halt im Songformat verhandelt. Die dunklen Wave-Avantgardisten spielen im K17 (Pettenkofer Str. 17a, 20 Uhr, 25 €).

Und wenn man schon bei den Legenden ist: auch Blixa Bargeld ist nicht unbedingt für Sonnenscheinlieder bekannt geworden. Am Mittwoch ist der Einstürzende-Neubauten-Sänger im Berghain mal auf Italienisch zu hören, bei seinem Projekt mit dem italienischen Klangkünstler Teho Teardo (und einem Streichquartett) – wobei man das auf der Berghain-Webseite eingestellte Video glatt schon als Italo-Pop durchgehen lassen könnte (Am Wriezener Bahnhof, 21 Uhr, 25 €). Und für noch mehr an Licht geht man halt einfach raus in den Frühling.