OFF-KINO

Filme aus dem Archiv – frisch gesichtet

LARS PENNING

Zu den nicht häufig gezeigten Propagandafilmen des Dritten Reichs gehört Hans Steinhoffs antibritisches Burendrama „Ohm Krüger“ (1941): Emil Jannings plagt sich als Burenpräsident Krüger Ende des 19. Jahrhunderts im heutigen Südafrika mit den imperialen Gelüsten der Engländer herum. Mit erstaunlicher Perfidie (aber nicht allzu großem dramaturgischem Geschick) wird den Briten dabei genau jene Politik vorgehalten, die die Nazis zu jenem Zeitpunkt gerade selbst verfolgten: die Einrichtung von Konzentrationslagern, der Krieg gegen Zivilisten und die Politik der verbrannten Erde. Die interessanteste Rolle des Films hat Ferdinand Marian, der den schurkischen Kolonialpolitiker Cecil Rhodes in ähnlich gefährlich charmanter Weise verkörpert wie kurz zuvor die Titelrolle in „Jud Süß“ – eine Parallele, die sicherlich intendiert war. (26. 3., 20 Uhr, Zeughauskino)

Heute ist sie kaum mehr bekannt, doch in den 1950er Jahren war die versierte Theaterschauspielerin Gertrud Kückelmann auch im Kino ein Star. Zeit wäre es, die Actrice, die mit übersprudelnder Fröhlichkeit eine einmalige jugendliche Frische und Natürlichkeit ins damalige deutsche Kino einbrachte, einmal wiederzuentdecken. In Artur Pohls 1955 gedrehtem Film „Die Spielbank-Affäre“ – dem teilweise mit Westgeldern finanzierten Defa-Blick auf den goldenen Westen – ist sie als naive Studentin zu sehen, die von Gangstern zur Geldwäsche im Casino missbraucht wird. Den DDR-Zensoren war die Aussicht auf den Westen übrigens zu golden: Sie brachten den Farbfilm seinerzeit nur in Schwarzweiß heraus. (22./23. 3., 21/20.30 Uhr, Zeughauskino)

In Berlin war Roger Michells „Le Weekend“ kein gewaltiger Erfolg beschieden, fast ist das Werk von Hanif Kureishi aus den Kinos schon wieder verschwunden. Die vorerst letzte Möglichkeit, die vergnügliche Tragikomödie noch zu sehen, gibt es im Cosima. In der spielerisch an die Nouvelle Vague erinnernden Geschichte schicken Kureishi und Michell ihre Protagonisten Nick (Jim Broadbent) und Meg (Lindsay Duncan) anlässlich ihres 30. Hochzeitsjubiläums auf eine Reise nach Paris. Doch die Jugendliebe lässt sich nicht so einfach wieder auffrischen, denn Collegeprofessor Nick ist von allerlei Verlustängsten geplagt, denen seine unternehmungslustige Gattin eher abschätzig gegenübersteht. Bei dem Wiedersehen mit einem ehemaligen Kollegen, der in Erfolg zu schwimmen scheint, kulminiert Nicks Elend in einem sagenhaft selbstmitleidigen Ausbruch. Dass der Film anschließend auf elegante Weise und mit einer hübschen Anspielung auf Godards „Bande à part“ seine Figuren doch noch auf das weite Feld der verlorenen Träume schickt, macht seine Qualität aus. (20. 3.–26. 3., 18 Uhr, Cosima)