Putenfleisch verfolgt Minister

Zuerst war Kollege Werner Schnappauf (CSU) aus Bayern dran, jetzt trifft es auch Niedersachsens Agrarminister Hans-Heinrich Ehlen (CDU): SPD und Grüne forderten ihn gestern wegen des Gammelfleisch-Skandals zum Rücktritt auf. Ehlen habe „mangelnde Sensibilität gegenüber Verbraucherinteressen gezeigt“, sagte Hans- Jürgen Klein (Grüne). Ehlen sei ein „Lobbyist der Agrar- und Lebensmittelindustrie.“

Die Wellen schlugen hoch im Landtag, weil ein mit Berufsverbot belegter Fleischgroßhändler aus dem Kreis Cloppenburg acht Tonnen aufgespritztes und beschlagnahmtes Putenfleisch in Hamburg abgeholt und an Großküchen verkauft haben soll. Der 46-Jährige sitzt seit Dienstag in Untersuchungshaft. Auch Ehlen müsse „personelle Konsequenzen ziehen“, forderte Karin Stief-Kreye (SPD). Sein „lascher Umgang“ mit dem Problem erleichtere Kriminellen das Geschäft. Die Grünen forderten, die Namen der beteiligten Firmen zu veröffentlichen und beschlagnahmtes Fleisch zu kennzeichnen.

Offenbar waren die niedersächsischen Ermittler bereits im April dieses Jahres über den Verkauf der sichergestellten Ware unterrichtet worden. Der Händler hatte die Ware scheinbar noch bis Ende Juni verkauft. Ehlen wies die Kritik zurück und zeigte auf den Nachbarn im Norden: Die Hamburger Behörden hätten zwar die Staatsanwaltschaft, nicht aber sein Ministerium informiert. taz