berliner szenen Rave-Installation

Grün leuchtet Hoffnung

Man erwartet nichts, wenn man Mitte September zum Auflegen in einen Sommer-Open-Air-Club geordert wird. Und auch noch an einem Sonntag: Es wird kalt sein, und zum Tanzen hat niemand mehr Lust, falls überhaupt jemand kommt. Ungefähr mit der Erwartungshaltung trotten mein Kompagnon und ich über das weitläufige Gelände des von grün leuchtenden Wassertanks umgebenen Kubik. Umso überraschter sind wir, als um die gesamte Clubinstallation stylisch aussehende Menschen drapiert sind, Drinks schlürfen und abgammeln.

Plötzlich werden Befehle geschrieen, von lauter Leuten mit Funkgeräten, die auf sonderliche Weise mit sich selbst beschäftigt scheinen und gestresst herumlaufen. Wir kombinieren blitzgescheit: Hier wird ein Film gedreht. Eine Information, die vom Booking nicht so recht zu uns durchgesickert war.

„Gut, dass ihr hier seid, wir wollen jetzt eine Tanzszene drehen, könnt ihr was Flottes spielen?“ „Ja, nö, also eigentlich dachten wir, eher so verschnörkelt …“ „Macht ihr also, ja?“ Und sicher, man hilft ja, wo man kann. Also spielen wir die fünf Platten, die ein bisschen gerader nach vorne stampfen. Immer auf „Film ab!“ fängt die ganze Crowd vor uns an, ordentlich arrangiert wild zu dancen. So viele Menschen hatten davor noch nie zu meiner Musik getanzt. Als die letzte Einstellung abgedreht ist, schleppen sich Team und Statisten nach Hause – und wirklich niemand bleibt übrig, kein einziger Gast weit und breit. Nach der Illusion eines gut gefüllten Raves, schick ausgeleuchtet und dramaturgisch begleitet, nun also gähnende Leere. Für den Rest des Abends haben wir Nocturnes von Chopin in Philipp Glass gemixt. Nur für uns. TIMO FELDHAUS

Übrigens: heute letzter Kubik-Abend!