„Die Kommunen sind wichtige Partner“

Die Gesellschaft für Internationale Weiterbildung und Entwicklung (InWEnt), eine Gemeinschaftsinitiative von Bund, Ländern und Wirtschaft, aktiviert Kommunen für den fairen Handel: mit Kampagnen und im Alltagsgeschäft

taz: Herr Nitschke, finden Sie bei den sorgenbeladenen Kommunen überhaupt ein offenes Ohr für fairen Handel?

Ulrich Nitschke: In vielen Bereichen unserer Gesellschaft wächst das Bedürfnis, über grundlegende Zukunftsthemen neu nachzudenken und zu neuen Weichenstellungen zu kommen. Das Thema zukunftsfähige Entwicklung, lokal und in seinen globalen Bezügen, ist allgegenwärtig. Dieses Ziel mit Inhalt zu füllen, ist vielen Kommunen ein wichtiges Anliegen. Die deutschen Städte und Gemeinden sind heute ein wichtiger Partner in der Entwicklungszusammenarbeit. Nicht als Konkurrenz zu staatlichem und nichtstaatlichem Engagement, sondern als Ergänzung und Triebkraft für neue Koalitionen in der Einen Welt. Die InWEnt-Servicestelle Kommunen in der Einen Welt unterstützt die Kommunen dabei, lokale Antworten auf globale Herausforderungen zu finden.

Wie sieht dieses lokale Handeln aus?

Die Servicestelle schafft Handlungsmöglichkeiten, indem sie für zentrale Themen Konzepte aufbereitet und allgemein zugänglich macht. Ferner bringt sie Akteure, die bislang isoliert nebeneinanderstanden, in Kontakt. Zum Beispiel die acht Tore der Millenniumkampagne, die durch die Kommunen touren, um aufzuklären: Acht stilisierte, mit einem Banner verbundene Figurenpaare symbolisieren die Partnerschaft von Menschen aus reichen und armen Ländern. Jedes Tor steht für ein Millenniumentwicklungsziel der UNO. Die Querbanner tragen den Originaltext der einzelnen Ziele in Deutsch und Englisch. Auf den Vertikalbannern sind Aussagen von bekannten Persönlichkeiten wiedergegeben, die inhaltlich in Zusammenhang mit dem jeweiligen Ziel stehen.

Spiegelt sich kommunales Engagement neben solchen Kampagnen im Alltag wider?

Ja, etwa im Beschaffungswesen. Die Kommunen können durch Kooperation mit engagierten Nichtregierungsorganisationen sowie unter Beteiligung von Einzelhandel und Gewerbe und durch eine entsprechende Öffentlichkeitsarbeit ihre Bürgerinnen und Bürger für den fairen Handel und einen nachhaltigen Lebensstil gewinnen. Des Weiteren können sie die Ziele des fairen Handels unterstützen, indem sie fair gehandelte Produkte einkaufen und auf Güter verzichten, die durch ausbeuterische Kinderarbeit oder unter Verletzung sozialer Mindeststandards hergestellt werden. Die Erfahrung zeigt, dass der faire Handel dort gute Marktanteile erreicht, wo eine Kooperation zwischen den Akteuren aus Kommunen, Eine-Welt-Initiativen und Wirtschaft gelingt.

INTERVIEW: LARS KLAASSEN