UNTERM STRICH

Neues vom Wiener Burgtheater: Der entlassene Exintendant Matthias Hartmann erstattet Selbstanzeige bei den Steuerbehörden, um Steuerstrafen zu entgehen. Dabei geht es um eine bisher nicht als Einkommen angegebene Summe von 110.000 Euro, die er 2009 als Gage vor Beginn seiner Intendanz für vorbereitende Arbeiten bekommen hat. Der 50-Jährige ging fälschlicherweise davon aus, dass die Steuerschuld erst mit der vollständigen Auszahlung seines Honorars entsteht. Eine Selbstanzeige wirkt in Österreich strafbefreiend, sofern die Behörden nicht von sich aus ermitteln. Hartmann wird zudem in Kürze gegen seinen ehemaligen Arbeitgeber auf Kündigungsentschädigung klagen. Dabei geht es angesichts eines Jahresgehalts von über 200.000 Euro und unterschiedlicher Regieeinnahmen um einen Millionenbeitrag.

Der eine geht, die andere kommt: Erstmals leitet eine Frau das Burgtheater in Wien, wenn auch nur in einer Interimslösung. Die Kulturmanagerin Karin Bergmann, die rund zwanzig Jahre in verschiedenen Funktionen am Burgtheater tätig war, kehrt für zwei Jahre aus dem Ruhestand zurück, obwohl sie 2010 in Pension ging. Die 60-Jährige kam 1986 mit Claus Peymann, derzeit Intendant des Berliner Ensembles, als Pressesprecherin an das größte deutschsprachige Sprechtheater. 1999 wurde sie Stellvertreterin des Intendanten Klaus Bachler. Als Leiterin der Direktion arbeitete sie 2008 bis zum Amtsantritt von Matthias Hartmann. Als Intendantin wird Bergmann ehrenamtlich von dem früheren Kodirektor des Burgtheaters, Hermann Beil, beraten, der das Burgtheater ebenfalls noch aus Peymanns Zeiten kennt.

Kulturstaatsministerin Monika Grütters, eine langjährige Kennerin der Berliner Verhältnisse, verlangt von Berlin mehr Engagement in der Kulturpolitik. Das, was in Berlin gelinge, würde in den Augen der Welt der ganzen Nation zugeschrieben, sagte Grütters der Süddeutschen Zeitung. Berlin solle außerdem anerkennen, dass Hauptstadtsein eine dienende Funktion sei und sich nicht in der Geste des Handaufhaltens erschöpfen sollte. Grütters hält nichts von dem Vorwurf, dass sich die Bundespolitik zu sehr auf Berlin konzentriere, da 42 Prozent des Kulturhaushalts an die Hauptstadt gehen. Vielmehr sei das eine Anerkennung der besonderen Rolle Berlins.