„Den Körper denken“

Katha Schulte liest aus ihrem Roman „Unwesen“

■ geboren in Herten/Westfalen, arbeitet als Journalistin, Filmkritikerin und freie Lektorin. Seit 2009 im Forum Hamburger Autoren. FOTO: JUTTA DREWES

taz: Frau Schulte, ganz kurz, worum geht es in Ihrem Roman?

Katha Schulte: Ein zentrales Thema ist die Suche nach kollektiven Lebensformen. Vor diesem Hintergrund geht es um die Herztransplantation bei einer Frau Anfang 30. Das macht die Auseinandersetzung der Ich-Erzählerin aus, eben mit Krankheit, Tod und dem eigenen Körper konfrontiert zu sein. Und dann ein Versuch, den eigenen Körper zu denken und sich der Einsamkeit sprachlich anzunähern. Es ist auch ein Buch über gesellschaftliche Einsamkeit.

Zeit -Redakteurin Iris Radisch unterstellte der deutschen Gegenwartsliteratur jüngst einen „Ernüchterungsstil“. Sie scheinen ihrer Forderung nach mehr Literarizität nachzukommen.

Ich kann nicht sagen, ein bestimmter Stil ist literarisch und ein anderer ist es nicht. Aber mir ist schon wichtig, dass die Sprache nicht behandelt wird, als sei sie ein neutrales Medium.

In Ihrem Roman kommen viele Tiermotive vor. Haben Sie ein Faible dafür?

Ich habe tatsächlich ein Faible dafür gewonnen, glaube ich, während meines Studiums durch die Beschäftigung mit Kafka. Das Tier dient ja auch immer dazu, den Menschen im humanistischen Sinn zu definieren. In „Unwesen“ steht die konventionelle Abgrenzung zwischen Mensch und Tier auf dem Spiel.

Was soll Ihr Roman bewirken?

Mir ist daran gelegen, mit meiner Schreibweise bestimmte Festschreibungen von Identitäten zu unterlaufen. INTERVIEW: LIB

Lesung „Unwesen“: 20 Uhr, Pudel Salon, St. Pauli Fischmarkt 27