Parteiinterne Niederlage für Zapatero

SPANIEN In einer Urabstimmung der Sozialisten über die Spitzenkandidatur für die Wahlen in der Region Madrid siegt der Zapatero-Gegner Tomás Gómez gegen die Gesundheitsministerin Trinidad Jiménez

MADRID taz | Es war ein hartes Wochenende für Spaniens Chefsozialisten und Regierungschef José Luis Rodríguez Zapatero. Während er und seine sozialistische PSOE nach dem Generalstreik vom vergangenen Mittwoch in Wählerumfragen beim historischen Tiefstand von 28,5 Prozent angekommen sind, entgleitet ihm jetzt auch noch die innerparteiliche Kontrolle.

Erstmals traut sich mit dem Madrider Parteivorsitzenden Tomás Gómez ein Lokalfürst, dem allmächtigen Zapatero die Stirn zu bieten. Gómez bestand trotz Zapateros gegenteiliger Anweisung darauf, die Sozialisten im kommenden Mai in der Region rund um Spanien Hauptstadt Madrid als Spitzenkandidat in den Wahlkampf um die Regionalregierung zu ziehen. Zapatero hätte diesen Posten gern seiner Gesundheitsministerin und engsten vertrauten Trinidad Jiménez zugeschanzt. Am Sonntag kam es zu einer Urabstimmung. Trotz der Unterstützung des gesamten Parteiapparats unterlag Jiménez dem 42-jährige Gómez. Dies sei der „Anfang der Nach-Zapatero-Ära“ urteilen politische Analytiker in Spaniens Presse.

Gómez, wurde als Sohn spanischer Immigranten in Holland geboren. Im Alter von nur 31 Jahren kandidierte er erstmals erfolgreich für das Bürgermeisteramt in Parla, einer Bettenburg vor den Toren Madrids. Er gewann knapp. Bei den Wahlen 2003 wurde er mit drei Viertel der abgegebenen Stimmen im Amt bestätigt.

Zapatero heuerte Gómez vor drei Jahren für den schwierigen Job an, die PSOE in der Region Madrid, die seit 16 Jahren von Spaniens konservativer Partido Popular wird, zu stabilisieren. Wegen angeblich zu schlechter Umfragewerte forderte Zapatero von Gómez den Verzicht auf eine Kandidatur.

Gómez wehrte sich und trat als Vertreter der einfachen Parteimitglieder auf. Er gewann die Gewerkschaftsmitglieder sowie große Teile der Basis in den Arbeitervororten im Süden Madrids. Zum Schluss lag er bei 51,8 Prozent der abgegebenen Stimmen.

„Die Haltung von Gómez wird Folgen haben“, drohte Spaniens Innenminister Alfredo Rubalcaba im Namen des Parteivorstands vor der Urabstimmung. Seit Sonntag stellt sich die Frage, für wen? REINER WANDLER