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: Linkischer Akrobatensohn

Im Literaturhaus stellt Slam-Poet Jaromir Konecny sein Buch „Hip Hop und Trauermarsch“ vor

Als Schiffsmeister und Industriemetaller hat er begonnen, später kamen zwei Jahre als Techniker in Libyen hinzu, schließlich die Promotion über genetische Codes: Beruflich macht Jaromir Konecny das Gegenteil von dem, was ihm seit Jahren den Jubel der Poetry-Slam-Fans einträgt.

Über ein eigenes Antiquariat ist der 1956 in Prag geborene, 1982 nach Deutschland emigrierte Autor zum Schreiben gekommen. „Hip Hop und Trauermarsch“ heißt sein neues Buch. Der Plot: eine Liebesgeschichte mit allen Stolpersteinen, die für Pubertierende zur Verfügung stehen. Denn zwischen zwei Frauen jonglieren, ohne sich zu verstolpern, das muss Mann können – und Bejb, der linkische Akrobatensohn, kann es nicht. Zum Hip Hop-Star werden aber schon, Humor und Selbstironie kultivieren auch. „Das Lachen ist deine letzte Waffe gegen die Blödheit“, sagt Konecny, der bereits über 60 Slam-Wettbewerbe gewann.

Dass die deutschen Rapper „den Reim aus der Müllhalde der deutschen Literaturentsorgung nahmen“, fasziniert ihn. Nicht aber die Macho-Fraktion: „Über Frauen Chauvi-Sprüche zu klopfen, ist, weiß Gott, kein Zeichen von Stärke“, sagt er in Richtung der Jugendlichen, an die sich der sta*-Club-Abend im Literaturhaus wendet. Authentizität dagegen sei ein hohes Gut. Was immer er darunter verstehen mag. PS

Lesung heute, 19 Uhr, Literaturhaus, Schwanenwik 38