Im Land der Illusionen

Beim 3:2 des VfL Osnabrück gegen den VfB Lübeck hat niemand seine Aufstiegsambitionen untermauert

Der DFB-Pokalerfolg lässt die Osnabrücker träumen. Immerhin setzte sich ihr VfL vor gut einer Woche gegen den Zweitligisten Eintracht Braunschweig durch. Vereinspräsident Dirk Rasch tönt: „Ich habe noch keine Mannschaft gesehen, die stärker ist als wir.“ In der Regionalliga, meint er. Glaubt er also an den Aufstieg seiner Mannschaft? Unter den ersten Sechs will man am Ende der Saison stehen, dreht Rasch die Anspruchsschraube schnell wieder zurück.

Ähnlich beim VfB Lübeck: Das unausgesprochene Ziel heißt auch hier: Aufstieg. Im neuen Mannschaftsbus ging es am Samstag zum Konkurrenten nach Niedersachsen. Dass der Bus ein Gebrauchtwagenschnäppchen vom HSV ist und Lübecks Trainer Bernd Hollerbach zu seiner aktiven Zeit noch in ihm gesessen hat, brachte wenig Glück. Nach dem Spiel wirkte Hollerbach sehr niedergeschlagen. „Ich wäre schon genervt gewesen, wenn wir unentschieden gespielt hätten“, sagte er. Dabei hatte seine Mannschaft mit ihrem guten Konterspiel zunächst das bessere Ende für sich. Während den Osnabrückern nach vorn wenig einfiel, lud die chaotische Abwehr den Lübecker Verteidiger Carsten Rump zur Führung ein. Den Rest der ersten Halbzeit verbrachten die Gastgeber damit, das Tor der Lübecker ausfindig zu machen – mit wenig Erfolg.

In der zweiten Hälfte deutete sich hin und wieder so etwas wie Spielintelligenz an, nachdem VfL-Trainer „Pelé“ Wollitz die technisch und gestalterisch starken Mittelfeldakteure Bilal Aziz und Alexander Nouri brachte. Der auf Lübecker Seite eingewechselte verhinderte Spielmacher Thomas Ollhoff konnte dem nichts entgegensetzen. Nur durch ein Eigentor gelang den Gästen der zweite Treffer.

Lübecks Keeper Michael Frech entschied das Spiel quasi allein: Beim 1:1 stand er zu weit vorm Tor, was Daniel Cartus ausnutzte, und beim 3:2-Siegtreffer ließ er einen Freistoß abprallen, direkt vor den einschussbereiten Daniel Chitsulo.

Die Aufstiegsambitionen werden nach diesem Spiel der Zufälle und Ungeschicklichkeiten bei beiden Vereinen noch leiser formuliert werden.Heiko Ostendorf