Tschüs, Bernie!

Bernhard Peters, der hochverehrte Nationaltrainer, erfreut sich am spektakulären 4:3-Finalerfolg seines Teams gegen Australien und verabschiedet sich mit dem Weltmeistertitel vom Hockeysport

AUS MÖNCHENGLADBACH DANIEL THEWELEIT

Es war schon furios, mit welcher inneren Überzeugung, mit welchem Willen diese deutsche Hockeynationalmannschaft die Weltmeisterschaft gewinnen wollte. Da lagen sie zwischenzeitlich mit 1:3 im Rückstand, das Publikum war gerade dabei in Lethargie zu verfallen, doch innerhalb von zehn Minuten wendete das Team des scheidenden Bundestrainers Bernhard Peters das Spiel und ist nach dem 4:3 (1:2) gegen Australien zum zweiten mal Weltmeister. Bundestrainer Bernhard Peters hat es tatsächlich geschafft, seine viel bewunderte Karriere mit dieser Titelverteidigung zu krönen.

Die letzten Tage vor dem Ende von Peters Karriere waren ja ein einziger langer Abschied. Immer wieder musste er die Frage beantworten, ob er nicht ein wenig wehmütig sei angesichts des nahenden Abschlusses, worauf er stets entgegnete, dafür habe er „keine Zeit“. Am Abend vor dem Finale erhielt er dann ein Buch von den Spielern, in dem die letzten Jahre mit dem Team in Bildern dokumentiert wurden. Auch hat jeder Spieler in diesem Werk ein paar persönliche Worte an den Trainer formuliert. Vor dem Anpfiff des Finales dann wurde Peters mit einer Idee von Florian Kunz, dem Kapitän der WM-Mannschaft von 2002, gewürdigt. Als der Trainer das Stadion betrat, riefen 12.000 Menschen „Bernie! Bernie!“, und es wurde ein Plakat entrollt: „Danke, Bernie“. Fast scheint es so, als hatte die Hockeyfamilie erst jetzt so richtig gemerkt, wie lieb sie ihren Bundestrainer eigentlich hat. Und das vor dem Finale!

In dem hochintensiven Spiel gingen die Deutschen zunächst nach einem tollen Tor von Christopher Zeller, der ein wunderbares Dribbling selbst abschloss mit 1:0 in Führung (18.). Doch das australische Pressing machte dem deutschen Spielaufbau schwer zu schaffen, und innerhalb von sechs Minuten drehte der Olympiasieger das Spiel durch zwei Strafecken. Zunächst traf Mark Knowles zum Ausgleich (19.), und kurz darauf schloss Mathew Naylor eine Strafecke erfolgreich ab (25.).

Denkbar schlecht begann dann auch die zweite Hälfte, zweieinhalb Minuten nach Wiederanpfiff nutzte Troy Elder die Konfusion in der deutschen Defensive zum 1:3. Doch deutsche Hockeymannschaften sind in der Welt dafür berühmt, dass sie niemals aufgeben. Und als Moritz Fürste auf 2:3 verkürzte (45.), erwachte auch das Publikum aus seiner vorübergehenden Lethargie. Fünf Minuten später gelang Björn Emmerling ein wunderbarer Rückhandschuss zum 3:3. Das letzte Kapitel des Finales war dann eine einzige Abwehrschlacht, denn nach 55 Minuten drehte Christopher Zeller das Spiel mit seinem 4:3 endgültig zugunsten der Deutschen, doch die Australier schafften es nicht, noch einmal zurückzukommen.

Seinen heimlichen Höhepunkt hatte das Turnier ohnehin bereits am Freitagabend erlebt. Das Halbfinale, das Deutschland mit 5:3 nach Siebenmeterschießen gegen Angstgegner Spanien gewann, war atmosphärisch nicht zu überbieten. Es knisterte bis hoch hinauf auf die vollständig gefüllten Tribünen, und dieses Spiel gebar mit Torhüter Uli Bubolz einen waschechten Helden. Fünf spanische Strafecken hatte er pariert, später im Siebenmeterschießen wehrte er dann auch noch zwei spanische Versuche ab, den einen mit einer unglaublichen Parade. Bubolz war der Hauptheld in einem großen Hockeyepos. Natürlich machte es viel aus, dass dieses Halbfinale unter Flutlicht ausgetragen wurde, das verleiht solch einem großen Spiel dann doch einen etwas würdevolleren Rahmen. Dieser Zauber fehlte dem Finale am gestrigen nebeligen Spätsommersonntag. Aber als Kapitän Philipp Crone den Pokal in den grauen Himmel hob, war das vollkommen egal.