Aboud Saeed, 31, Autor aus Aleppo

Ich komme aus Manbij, einer kleinen Stadt in der Provinz von Aleppo. Ich war dort Schmied und führte auf Facebook eine Art literarisches Tagebuch, mit dem ich in Syrien ziemlich berühmt geworden bin. Die letzten drei Jahre lebten wir in einer gewissen Freiheit, wir standen nicht mehr Kontrolle der faschistischen Diktatur. Gleichzeitig waren wir deshalb dem ständigen Raketenbeschuss des Regimes ausgesetzt. Der Tod war immer anwesend.

Auf Einladung des Münchner Kunstvereins kam ich dann für Lesungen aus meinem Buch „Der klügste Mensch im Facebook“ (mikrotext) nach Deutschland. Seit Ende 2013 lebe ich in Berlin. Mir gefallen die nichtdeutschen Frauen und das Chaos. Das Gefühl von totaler Ungewissheit werde ich bislang aber nicht los. Es ist jetzt meine Heimat. Ich arbeite an einem Kurzgeschichtenband, der gerade übersetzt wird.

Meine Mutter ist Beduinin. Wenn sie mich küsste, waren meine Wangen danach voller Spucke. Was ich am meisten vermisse, ist die Spucke meiner Mutter.

AUFGEZEICHNET VON GESA STEEGER