Geständiger Schwiegersohn

Er ist der erste Angeklagte aus dem unmittelbaren Umfeld des früheren Al-Qaida-Chefs Osama bin Laden, der vor einem normalen Gericht in den USA steht. Sulaiman Abu Ghaith, ehemaliger Sprecher bin Ladens, der dann sogar dessen Tochter Fatima heiratete, überraschte das Gericht am Mittwoch mit einer umfangreichen Aussage. Nur Stunden nach den Anschlägen auf das New Yorker World Trade Center und das Pentagon am 11. September 2001 sei er zu bin Laden gerufen worden und habe ihn in einer Höhle in den afghanischen Bergen getroffen. Der habe ihm berichtet, dass al-Qaida für die Anschläge verantwortlich sei, und ihn gefragt, welche Reaktion der USA er erwarte.

In den Tagen und Wochen nach den Anschlägen war Abu Ghaith der Weltöffentlichkeit durch mehrere Videobotschaften bekannt geworden, in denen er – Seite an Seite mit bin Laden – zum Kampf gegen die USA aufrief.

Der 1965 in Kuwait geborene Abu Ghaith, ist, soweit bekannt, seit 1990 politisch aktiv, zunächst als islamischer Prediger. Während der Besetzung Kuwaits durch den Irak klagte er in der Moschee die Besatzung an – nach der irakischen Niederlage gegen die USA die kuwaitische Regierung und Königsfamilie.

Im Jahr 2000 verließ Abu Ghaith Kuwait Richtung Afghanistan, stieß dort zu al-Qaida und predigte in deren Ausbildungslagern. Als guter Rhetoriker stieg er bald zum Sprecher der Organisation auf.

Nach dem US-Einmarsch in Afghanistan und dem Ende des Taliban-Regimes soll sich Abu Ghaith in einer Art Hausarrest im Iran aufgehalten haben. Im Januar 2013 reiste er in die Türkei, wurde dort auf Verlangen der USA kurz festgenommen, aber nicht ausgeliefert, sondern in Richtung Kuwait abgeschoben. Bei einer Zwischenlandung in Amman wurde er von den jordanischen Behörden festgenommen und an die USA ausgeliefert, wo er seither in einem Bundesgefängnis in New York sitzt. Abu Ghaith bestreitet, selbst an Anschlägen oder bewaffneten Aktionen oder deren Planung beteiligt gewesen zu sein. Bei einer Verurteilung vor dem Bundesgericht wegen Terrorismus droht ihm lebenslange Haft.

BERND PICKERT