HAMBURGER SZENE VON REBECCA CLARE SANGER
: Nix Ekeliges

Mich springt das Foto eines Mannes an, dessen Augen rot verquollen sind, er kann nicht mehr gucken

Aus allen Ecken quillt Sportgetreibe hervor, in manchen Fällen: unerwartet. Eine ältere Dame, sie trägt eine schwarze Wollhose und Handtäschchen, joggt in gesunden hochbündigen Sandalen an mir vorbei, wobei sie dem Gärtner, der sich über die Abflussrille beugt, einen schönen guten Morgen wünscht. Die Sonne scheint, die Dame rennt offenbar nicht durch den Park, weil sie am anderen Ende eine S-Bahn kriegen will, denn nun hält sie sich an einem Geländer fest und macht eine Kniebeuge. Hinter ihr läuft eine junge Frau im Trainingsanzug vorbei.

Ich habe die Zeitung in der Hand, mich springt das Foto eines Mannes an, dessen Augen rot verquollen sind, er kann nicht mehr gucken. Er wird begleitet, von Freunden oder Bekannten, sie schauen auf dem Foto besorgt auf die Wülste, hinter denen die Augen verschwunden sind. Ich denke an meine Freundin, die gestern auf Twitter ein Foto gesehen haben will, wo jemandem ein Auge ganz aus der Höhle gefallen ist. „Was soll man mit einem solchen Bild machen? Wo soll man hin damit?“ Fragte sie mich, und ich falte die Zeitung doppelt und stecke sie in meine Handtasche.

In der Rille vom Gärtner ist zum Glück nur Erde, nix Ekeliges. Die ältere Dame guckt ein paar Kniebeugen später der jungen Frau im Trainingsanzug hinterher und lächelt. Es ist ein sonniger Morgen.