DAS DING, DAS KOMMT
: Vier Seiten Abschied

DIE KLAUS-TAZ ist eine schon jetzt von Sammlern begehrte Sondernummer zum Ruhme von Klaus Wolschner

Dieser schrullige Klaus Wolschner ist in vieler Hinsicht ein Held und hat Wunder vollbracht

Haben Sie es schon gehört? Das Gerücht stimmt. Es gibt eine vierseitige Sonderausgabe der taz, sie erscheint am Sonntag. Sie wird nur unter der Hand in Bremen ausgeteilt. Einige der gewieftesten Kenner der Medienwelt haben sich schon Exemplare zurücklegen lassen für ihre Sammlung: Die Auflage ist streng limitiert, nur 1.500 Stück gibt es von dem Vierseiter.

Inhaltlich hat er sich ganz dem Personenkult verschrieben, der Heldenverehrung und der etwas taz-untypischen Textsorte Heiligenlegende – wobei die Erzählungen allesamt wahr sind. Also die meisten. Und warum diese Ausgabe erscheint: Das liegt daran, dass Klaus Wolschner ab sofort offiziell als Ruheständler gilt, auch wenn er weiter, wie könnte es anders sein, für die taz schreibt.

Die taz sagt also „Tschüss und Danke!“ mit der Sonder-Edition, das ist ihr übergreifendes Thema. Und tatsächlich zeigt sich im Rückblick, dass dieser schrullige Klaus Wolschner in vieler Hinsicht ein Held ist. Fest steht, auch, dass er mindestens mit der Gründung der taz.bremen ein Wunder vollbracht hat. Aber Mirakulös war ja auch zuvor, dass er’s schaffte, im Haus- und Identifikationsblättchen des noch stark stalinistischen linken Milieus der 1980er Artikel unterzubringen, die über die Stasi und das Elend des DDR-Sozialismus aufklärten. Ein Wunder auch kurz danach die Gründung und Leitung der Ost-taz – die 1990 monatelang einziger Ableger einer westdeutschen Zeitung im Osten war, eine für taz-Verhältnisse traumhafte Auflage von 70.000 Exemplaren erreichte und noch nicht mal auf so unerlässliche Recherche-Tools wie etwa Telefone zurückgreifen konnte: eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit. Also ein Wunder. Wundertätigkeit aber, nicht Fehlerlosigkeit, ist Vorbedingung für die Kanonisierung.

Sankt Wolschner ist bei der taz, fast seit es sie gibt. Mit knapp 5.000 namentlich gezeichneten – und vielen unsignierten – Artikeln hat er sie stark geprägt. Dass er jetzt einfach so aufhört – das ist schon ein dickes Ding. Und nicht nur eins der Woche.  BES