FRIEDENAUER WEINHANDLUNG
: Entdeckungen zwischen den Zeilen

VON MICHAEL PÖPPL

Der Name ist ebenso schlicht wie die Einrichtung. In der Friedenauer Weinhandlung steht vor allem das Produkt im Vordergrund: Weine aus Frankreich, Italien und Deutschland bestimmen das Sortiment, in einem kleineren Bereich finden sich auch österreichische Tropfen. Seit 20 Jahren betreiben Waldemar Schumacher und Roland Sievernich das Geschäft gegenüber dem Friedenauer Rathaus. Unter der Woche wechseln sich die beiden Herren ab, freitags und samstags, wenn das größte Geschäft ist, arbeiten sie zusammen im Laden. Über sich will Schumacher ungern reden, dafür erzählt er umso lieber von den Weinen und ihren Winzern. Zu jeder Flasche aus seinem Sortiment hat er eine kulinarische Empfehlung: „Ich bin schon so oft gefragt worden, wozu was passt, dass ich ein regelrechtes Rezept-Register auf der Zunge habe.“

Als eine Stammkundin den Laden betritt, geht Schumacher sofort zum richtigen Regal: „Zwei oder drei Flaschen?“, ist die einzige Frage, die er stellen muss. Der Großteil seiner Kunden kommt schon seit Jahren. Sie schätzen die gute, aber übersichtliche Auswahl an Weinen und die fachkundige Beratung, die weit über das Übliche hinausgeht. Doch auch diese bürgerliche Gegend ändert sich, wie Schumacher erzählt, neue Kunden kommen hinzu. Immer mehr junge Familien zieht es ins Literaten-Viertel, in dem Schriftsteller wie Erich Kästner, Günter Grass und Uwe Johnson lebten und arbeiteten.

Literarisch wird Schumacher nur, wenn er von seinen Weinen und ihren Winzern erzählt. Der „Terroir 11300“, ein Chardonnay vom Fuß der Pyrenäen, ist seine Weißweinempfehlung. Das Weingut Domaine Begud bei Limoux im Nordwesten des Languedoc gehört Catherine und James Kinglake, wie Schumacher weiß, einem Londoner Banker-Paar, das sich eigentlich im Jahr 2003 in Südfrankreich zur Ruhe setzen wollte. Auf 25 Hektar produzieren sie heute sehr stimmige kühle Weine. Die Reben des Chardonnay wachsen in organischem Anbau auf über 600 Metern Meereshöhe, der Wein wird in Stahltanks ausgebaut. Das Ergebnis ist ein, trotz seiner 13 Prozent Alkoholanteil, leicht wirkender Weißwein mit angenehmer Säure und frischem Citrus-Aroma. „Perfekt zu leichten Gemüsegerichten oder Garnelen“, rät Schumacher: „Zu scharfen Gerichten oder zu Parmesan aber nicht zu empfehlen, es wäre schade um den feinen Geschmack.“

Ebenfalls aus dem Languedoc stammt Schumachers Rotweinempfehlung: Ein Cuvée aus Syrah, Grenache, Vieux Carignan und Mourvèdre. Das Weingut Clos Bagatelle bei St. Chinian gehört der Winzerin Christine Deleuze, deren Familie schon seit Beginn des 17. Jahrhunderts in der Gegend Weinbau betreibt. Relativ hellrot liegt dieser Wein im Glas, riecht intensiv nach Beeren und frischem Heu. Auf der Zunge entfalten sich Johannis- und Himbeeraromen, das Heu entpuppt sich als Hauch von Thymian, dazu dezente Bitterschokoladentöne. „Das ist für 7,50 Euro richtig viel Wein“, sagt Schumacher und empfiehlt dazu Lammgerichte, kräftiges Ratatouille oder „ein Ossobuco mit karamellisierten Möhren“. Das klingt ziemlich perfekt.

Friedenauer Weinhandlung: Hauptstr. 80b, 12159 Berlin-Schöneberg, Tel. (030) 859 37 81 Angebot für taz-Leser: Bei Abnahme einer Kiste mit 12 Flaschen Domaine Begude „Terroir 11300“ 2012 (0,75 Liter, 8,00 Euro), oder einer 12er-Kiste Clos Bagatelle 2012 (0,75 Liter, 7,50 Euro) erhalten Sie je eine Flasche gratis dazu.