„Wir werden das Kreuz zerbrechen“

Al-Qaida im Irak nutzt den Protest von Muslimen in aller Welt gegen den Papst für neue Drohungen gegen den Westen

VATIKANSTADT/DUBAI ap/afp ■ Auch nach den ersten öffentlichen Worten des Papstes zu seinen umstrittenen Islam-Äußerungen halten Aufruhr und Empörung in der islamischen Welt an.

Die Terrororganisation al-Qaida im Irak drohte dem Westen einen heiligen Krieg an, bis der Islam die Weltherrschaft erlangt habe. Auf einer Webseite militanter Muslime tauchte gestern eine Erklärung im Namen des Schura-Rats der Mudschaheddin auf, einer Dachorganisation sunnitischer Extremisten im Irak, zu der auch al-Qaida im Irak gehört. Ihre Authentizität konnte zunächst nicht verifiziert werden. „Ihr Ungläubigen und Despoten, wir werden unseren Dschihad fortsetzen und niemals aufhören, bis Gott uns hilft, eure Hälse abzuschneiden, und das flatternde Banner des Monotheismus weht und Gottes Herrschaft über alle Völker und Nationen errichtet ist“, hieß es darin. Der Papst wurde als „Anbeter des Kreuzes“ bezeichnet, der mit dem Westen zum Untergang verdammt sei. „Wir werden das Kreuz zerbrechen“, hieß es. Nach einem Sieg im Dschihad werde es für die Unterlegenen nur die Möglichkeit geben, zum Islam überzutreten oder „mit dem Schwert getötet zu werden“.

In der irakischen Stadt Basra verbrannten Demonstranten gestern deutsche Fahnen und ein Abbild des Papstes. Sie forderten eine Entschuldigung des Papstes. Auch in Kaschmir verbrannten Demonstranten ein Papst-Bild. In der indonesischen Hauptstadt Jakarta versammelten sich rund einhundert Demonstranten der Front der Verteidiger des Islams (FPI) vor der Botschaft des Vatikan. Sie trugen Transparente mit Aufschriften wie „Kreuzigt den Papst“ oder „Vatikan, Achse des Satans“. Mehrere Demonstranten übergaben einen Brief, in dem sie eine Entschuldigung forderten.

Im indischen Bundesstaat Kaschmir blieben nach einem Streikaufruf Läden und Behörden geschlossen. Der einflussreiche islamische Geistliche Scheich Jussuf al-Karadawi appellierte im Fernsehsender al-Dschasira an alle Muslime, an einem „Tag des Zorns“ mit Demonstrationen und Sitzstreiks nach der kommenden Freitagspredigt gewaltlos gegen den Papst zu protestieren.

Das geistliche Oberhaupt Irans, Ajatollah Ali Chamenei, sagte in einer Rede, die Papst-Rede sei das „letzte Glied eines Komplotts für einen Kreuzzug“. Marokkos König Mohammed VI. rief den Papst in einem Schreiben zu Respekt gegenüber dem Islam auf.

Am Sonntag hatte Benedikt XVI. erstmals Bedauern über die Missverständnisse nach seinen Äußerungen bekundet, die von vielen Muslimen geforderte Entschuldigung aber unterlassen.