Edeka mustert US-Reis aus

Weil unklar ist, wie sich der nicht zugelassene Genreis aus den USA mit anderen Chargen mischen konnte, geht Deutschlands größter Lebensmittelhändler auf Nummer sicher

BERLIN taz ■ Die Supermarktkette Edeka wird bis auf Weiteres keinen Reis aus den USA mehr verkaufen. „Wir haben uns zu dieser vorsorglichen Maßnahme entschieden, da derzeit nicht eindeutig geklärt werden kann, wie es zu den Verunreinigungen von herkömmlichen Reis mit dem gentechnisch veränderten Reis aus den USA kommt“, sagte Edeka-Sprecher Alexander Lüders.

Zuvor hatte Edeka schon Vollkornreis der Marke „Fit for Fun“ aus den Filialen entfernt. In dem Produkt waren Spuren der nicht zugelassenen Gentech-Sorte Rice LL601 von Bayer CropScience gefunden worden.

Unklar ist, wie viel von dem nicht zugelassenen Bayer-Reis zu den Verbrauchern gelangte, ohne dass die Lebensmittelkontrolleure etwas bemerkten. Der Gentech-Reis ist auch in anderen europäischen Staaten nachgewiesen worden, etwa in Frankreich, Großbritannien, Niederlanden und der Schweiz.

Die EU-Kommission hatte, unmittelbar nachdem sie von den USA über die Kontaminationen informiert worden war, angeordnet, dass von dort nur noch als gentechfrei zertifizierter Reis eingeführt werden darf. Einen Rückruf der bereits ausgelieferten Ware hielt sie jedoch für nicht notwendig. Die EU-Mitgliedsstaaten seien dafür verantwortlich, dass nur zugelassene Produkte in ihre Länder kämen.

Diese gehen unterschiedlich damit um. Die französischen Behörden forderten den Handel dazu auf, keinen US-Reis mehr zu verkaufen. Bundeslandwirtschaftminister Horst Seehofer (CSU) verwies darauf, dass die Bundesländer für die Lebensmittelkontrollen zuständig sind. Ansonsten warte man darauf, dass die US-Behörden Ergebnisse übermittelten, sagte eine Sprecherin. Und in Großbritannien erklärte die Regierung, mit LL601 verunreinigte Ware dürfe nicht verkauft werden. Dem Handel sagte ein Vertreter der Überwachungsbehörde Food Standard Agency aber – inoffiziell und privat –, sie werde niemanden zwingen, kontaminierte Ware aus den Regalen zu nehmen.

Demnächst könnte noch ein weiteres Gentech-Produkt aus dem Hause Bayer in unsere Lebensmittel gelangen. Gestern mussten die EU-Agrarminister einen Zulassungsantrag für Gentech-Raps entscheiden. Der Raps soll zwar hier nicht angebaut, sondern nur importiert und verarbeitet werden. Erfahrungen aus Japan, wo auch nur der Import erlaubt ist, zeigen jedoch dass der veränderte Raps in der Nähe von Umladestationen „unerlaubt“ auswildert. Die Entscheidung lag bei Redaktionsschluss noch nicht vor. W. LÖHR