Energiepreise im Norden unter Strom

Energieversorger Vattenfall senkt seine Hamburger Strompreise ab sofort um 7,8 Prozent. In Schleswig-Holstein bleiben Tarife bis Jahresende stabil, in Niedersachsen und Bremen aber drohen höhere Stromrechnungen

In Hamburg wird der Strom ab sofort billiger. Gestern verkündete der Energieversorger Vattenfall, der 91 Prozent der privaten Hamburger Stromkunden beliefert, seine Preise um durchschnittlich 7,8 Prozent zu senken. Ein Haushalt mit einem Durchschnittsverbrauch von 2.500 Kilowattstunden im Jahr wird damit um rund 40 Euro entlastet. 2007 müssen die Kunden allerdings wieder tiefer in die Tasche greifen: Die Erhöhung der Mehrwertsteuer wird sich auch auf die Stromrechnung auswirken.

Grund für die Preissenkung, die ab sofort in Kraft tritt, ist eine Entscheidung der Bundesnetzagentur. Sie hatte die beantragten Nutzungsentgelte für das Hamburger Stromnetz um 25 Prozent gekürzt und Vattenfall verpflichtet, dies an die Kunden weiterzugeben.

Allerdings hatte der Stromversorger erst vergangenen Mai seine Preise in Hamburg um 5,1 Prozent angezogen – die bundesweit größte Erhöhung in diesem Jahr. Der Senat hatte den Preissprung unter der Voraussetzung genehmigt, dass der Konzern eine mögliche Reduzierung der Netznutzungsgebühr an die Verbraucher weitergibt. Hamburgs Wirtschaftssenator Gunnar Uldall (CDU) äußerte sich gestern zufrieden über die Preissenkung: „Meine Erwartungen werden sogar noch übertroffen.“

Bereits zuvor hatte Vattenfall Europe (früher HEW) angekündigt, seine Preise bis Mitte 2007 nicht zu erhöhen. Dann aber könnte der Konzern erneut an der Preisschraube drehen, wenn er gestiegene Strombeschaffungs-Kosten nachweisen kann.

Keine Strompreissenkung, sondern nur stabile Energiepreise erwartet – ebenfalls bis Mitte 2007 – das Gros der schleswig-holsteinischen Stromkunden. Die Mehrwertsteuererhöhung ab 2007 werden allerdings auch sie zu tragen haben. Darauf verständigte sich der führende Energielieferant E.ON Hanse bereits am Montag mit dem Kieler Wirtschaftsministerium.

Wie E.ON Hanse mitteilte, ständen den niedrigeren Stromnetzentgelten, die die Bundesbnetzagentur voraussichtlich noch in dieser Woche auch für E.ON Hanse verfügen wird, gestiegene Kosten für den Strombezug gegenüber. „Wir wollten möglichst schnell Klarheit für unsere Kunden schaffen und einen Beitrag zur Entspannung der aktuellen Energiepreisdiskussion leisten“, sagte der Vorstandsvorsitzende von E.ON Hanse, Hans-Jakob Tiessen. Auch Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Dietrich Austermann (CDU) zeigte sich zufrieden: Die Lösung sei „ein gutes und wichtiges Signal für die Menschen in Schleswig-Holstein“.

Kritik an dem Kompromiss äußerte hingegen gestern die Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein. Sie fordert aufgrund der zu erwartenden Senkung der Durchleitungsgebühren auch eine entsprechende Minderung der Stromtarife. Die Preise auf dem jetzigen hohen Niveau einzufrieren, sei für viele Kunden „ein Schlag ins Gesicht.“

In Niedersachsen, dem Bundesland mit den bundesweit niedrigsten Stromdurchschnittspreisen, wird die Energie aus der Steckdose hingegen vermutlich teurer. Von den 68 Energieversorgern des Landes, größtenteils kommunale Stadtwerke, haben nach Auskunft des Niedersächsischen Umweltministeriums 31 eine Preisanhebung zwischen vier und satten 22 Prozent zum Januar 2007 beantragt.

Niedersachsens Umweltminister Hans-Heinrich Sander (FDP) will die Anträge erst dann „kritisch prüfen“, wenn die Bundesnetzagentur für alle Netzbetreiber des Landes über die Durchleitungsgebühren entschieden hat. Auch in Bremen würden die vorliegenden Anträge auf höhere Preise „sehr gründlich geprüft“, erklärte ein Sprecher der dortigen Umweltbehörde. MARCO CARINI