Verpflichtung nicht ernst genommen

betr.: „Der Libanon-Einsatz ist kein Angriff“, Kommentar von Bettina Gaus, taz vom 14. 9. 06

Mich konnte bis jetzt kein Mensch von einem Auslandseinsatz der Bundeswehr überzeugen. Das liegt nicht an „unserer“ Vergangenheit im letzten Jahrhundert, sondern an meiner pazifistischen Haltung. Die Kanzlerin meinte, wir hätten eine Pflicht, die Existenz Israels zu sichern. Herr Westerwelle sagt, dass wir aus historischen Gründen nicht nach Nahost gehen dürften. Herr Steinmeier und Herr Pofalla führen sogar an, dass es nicht sein darf, dass ein deutscher Soldat einen Israeli töten darf. Heißt das andererseits, dass ein deutscher Soldat einen Libanesen töten darf?

Das Deutschland, welches Millionen Menschen, darunter auch Millionen Juden, ermordet hat, existiert nicht mehr. Aus meiner Sicht haben wir keine Verpflichtung dem Staat Israel gegenüber, sondern den Überlebenden dieses Grauens: Russen, Tschechen, Polen, Roma, Christen, Moslems, Juden … Diese Verpflichtung wird aber nicht sehr ernst genommen, siehe das Spielchen der Konzerne um den Entschädigungsfonds für Zwangsarbeiter. Wenn die Waffe auf mich gerichtet wird, frage ich nicht nach Nationalität oder Religion. Dann verteidige ich mich. Wir sollten die Bundeswehr als Verteidigungsarmee behalten. KLAUS BÖTTCHER, Waldshut-Tiengen