Der Gentech-Raps kommt nach Europa

Weil sich die EU-Agrarminister nicht einigen konnten, darf die Kommission nun allein entscheiden

BERLIN taz ■ Es ist jetzt nur noch eine Frage der Zeit, bis der Bayer-Konzern seinen in Übersee angebauten Gentech-Raps auch in die EU einführen darf. Die EU-Agrarminister konnten sich am Montag auf ihrer Sitzung zwar nicht über den von Bayer CropScience eingereichten Antrag für den Import von Gentech-Raps einigen. Weder für noch gegen den Antrag gab es eine „qualifizierte Mehrheit“. Damit kann jetzt aber die EU-Kommission im Alleingang die Zulassung aussprechen. Es wird erwartet, dass sie auch den Import freigeben wird. Bisher durfte Gentech-Raps nur im verarbeiteten Zustand, als Rapsöl oder -mehl, in die EU eingeführt werden

Bayer CropScience will mit seinen Antrag erreichen, dass seine drei verschiedenen, in den USA bereits angebauten Rapslinien auch als ganze Körner in die EU eingeführt und dann in den hiesigen Ölmühlen verarbeitet werden können. Die Rapssorten sind mit einer Resistenz gegen das Bayer-Herbizid Liberty Link ausgestattet worden. Gentech-Raps wird als besonders umweltschädlich angesehen, weil es so gut wie unmöglich ist, die Ausbreitung von Pollen oder Samen zu verhindern.

In der Kritik steht auch die EU-Zulassungspraxis. Denn alle in den letzten Jahren zugelassenen Gentech-Pflanzen sind allein von der EU-Kommission genehmigt worden, da sich die Agrarminister jedes Mal nicht einigen konnten. Am Montag sprachen sich zum Beispiel lediglich 6 EU-Staaten für den Bayer-Antrag aus, darunter auch Deutschland, 13 Staaten waren dagegen, 6 enthielten sich. Um den Antrag abzulehnen, reichen diese Stimmen jedoch nicht aus.

Das Resistenzgen für das Bayer-Herbizid Liberty Link ist übrigens auch in dem Gentech-Weizen enthalten, den das Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung (IPK) in Gatersleben, Sachsen-Anhalt, dieses Jahr noch freisetzen will. Bei den Pflanzen soll der Proteingehalt erhöht werden. Heute läuft die Einspruchsfrist gegen den Versuch aus. Fast 30.000 Einwendungen hat das Münchener Umweltinstitut gegen den Gentech-Versuch in den letzten Wochen zusammenbekommen.

Auch hier wird befürchtet, dass der Weizen sich unkontrolliert verbreiten kann. Zu bedenken sei zudem, dass das IPK auch einer der größten Genbanken besitzt, sagt Andreas Bauer vom Umweltinstitut München. „Es besteht die Gefahr, dass die dort eingelagerten Saatgutbestände kontaminiert werden.“

WOLFGANG LÖHR