Luxus genehmigt

PANKOW Die Mieten in der Kopenhagener Straße sollen doch um das Dreifache steigen

Die Mieter der Kopenhagener Straße 46 sind sauer. Vor mehr als drei Wochen hatte ihnen Pankows Baustadtrat Jens-Holger Kirchner (Grüne) versprochen, eine geplante Luxusmodernisierung durch ein Gutachten prüfen zu lassen. Vier Tage später genehmigte sein Amt die Modernisierung – ohne das Gutachten abzuwarten. „Was nützt alle Solidarität, wenn den Worten keine Taten folgen“, kritisierte eine Mieterin.

Die Eigentümerin des Mietshauses in Prenzlauer Berg, die Christmann-Gruppe, hatte angekündigt, nicht nur die Fassaden zu dämmen, sondern auch eine Wärmelüftungsanlage einzubauen (taz berichtete). Allein dafür soll beispielsweise die Mieterin einer 106 Quadratmeter großen Wohnung 190 Euro monatlich mehr zahlen. Insgesamt beträgt ihre Mieterhöhung 798,02 Euro.

Dass die Luxusmodernisierung von Kirchners Amt genehmigt wurde, haben die Mieter vom Eigentümer erfahren. Die städtebauliche Genehmigung sei „ohne Einschränkungen“ am 10. März 2014 erteilt worden. In einer Art Geste des Triumphs hat der Eigentümer das Schreiben des Bezirks zudem als PDF auf seine Homepage gestellt.

In einem wütenden Schreiben sprechen die Mieter nun von „starken Zweifeln an der Glaubwürdigkeit“ von Kirchner. Gegenüber der taz verteidigte der Grünen-Stadtrat das Vorgehen. „Es gab eine Frist, in der wir genehmigen mussten“, so Kirchner der taz. Wenn das Gutachten vorliege, könne man die Genehmigung aber noch einmal überprüfen.

Der linke Bezirkspolitiker Michail Nelken widersprach dem grünen Stadtrat. „Eine Wärmelüftungsanlage ist ein Novum.“ Von einem ortsüblichen Standard könne deshalb keine Rede sein. „Das hätte man verweigern können“, kritisierte Nelken, der selbst einmal Baustadtrat war. UWE RADA