„Es geht mir besser“

Trainer Mirko Slomka und Manager Andreas Müller haben die Schalker Wirklichkeit unterschätzt. In der Posse um die Suspendierung von Nationalspieler Gerald Asamoah reagieren sie reichlich hilflos

„Als sie mich weggeschickt haben, habe ich mich als Sündenbock gefühlt“

AUS GELSENKIRCHENANDREAS MORBACH

Mirko Slomka, Trainer des FC Schalke 04, glaubt immer noch an das Gute im Fußballer – auch nachdem ihm der zunehmend verdrossene Angreifer Gerald Asamoah im Kreise seiner Kickerkollegen vor dem Pokalspiel in Rostock vor zehn Tagen Probleme angedroht hatte, falls er ihn nicht häufiger spielen lassen würde. Eine freundliche Ankündigung, über die sich vor allem jene Mitspieler freuten, die Einsatzprämien genauso gerne mögen wie Asamoah, die aber einen anderen Berater haben.

Und so gelangte die verbale Drohung des Nationalspielers – angeblich von den spitzen Ohren der Herrschaften Halil Altintop, Marcelo Bordon und Lincoln, allesamt Klienten der Spielerberaterfirma Rogon – rasch zu Manager Andreas Müller. Asamoah wurde daraufhin vor dem Punktspiel in Berlin am vergangenen Sonntag suspendiert, musste mitsamt seinem Berater Jürgen Milewski bei Müller auf der Schalker Geschäftsstelle auftauchen, wurde schließlich begnadigt. Die Bild-Zeitung kürte ihn zum Sieger in der „Petzer-Affäre“. Trainer Slomka fiel dazu nichts Besseres ein, als zu verkünden: „Nach dem Gespräch geht es mir besser. Es war ein Schritt voran in Richtung Teamgeist.“

Dass es mit dem Teamgeist in Gelsenkirchen nicht einfach ist, müsste der 39-Jährige mittlerweile eigentlich mitbekommen haben. Mit Asamoah (27), den er schon als Jugendlichen in Hannover trainiert hat, war Slomka bereits in der Saisonvorbereitung aneinandergerasselt. Überliefert ist dabei ein recht munterer Dialog zwischen Trainer und Spieler. Asamoah: „Ich bin nicht mehr dein Jugendspieler von Hannover 96 und lasse mich von dir nicht verarschen.“ Slomka: „Willst du mir drohen?!“ Eine gute Frage, die der Nationalspieler vor dem Rostock-Spiel und vor seinen Kollegen dann ja beantwortet hat.

Seinen anschließenden vorübergehenden Rauswurf kann Asamoah allerdings bis jetzt nicht verstehen: „Wenn alles, was in der Kabine über den Trainer gesagt wird, so behandelt wird, muss man den ganzen Kader rausschmeißen.“ Auch nach seiner Begnadigung am Dienstag spielte er weiter das arme Opfer und betonte: „Als sie mich nach Hause geschickt haben, da habe ich mich als Sündenbock gefühlt, allein gelassen.“

Inzwischen erinnert die Posse auf Schalke irgendwie an die Geschichte mit den beiden verdächtigen griechischen Sprint-Wundern Kostas Kenteris und Ekaterini Thanou, die vor den Olympischen Spielen in Athen vor den Dopingfahndern des IOC aus dem Staub machten und anschließend in einen ominösen Motorradunfall verwickelt wurden. In der Gelsenkirchener Seifenoper gab es zwar keinen seltsamen Verkehrsunfall, dafür brannte in der Nacht zum Dienstag aber ein Dachstuhl. Und zwar in dem Haus, in dem Halil Altintop, eine der mutmaßlichen Petzen im Fall Asamoah, demnächst gemeinsam mit Zwillingsbruder Hamit und Mama Merydin einziehen will. Ein Polizeisprecher jedenfalls musste aus nachvollziehbaren Gründen gleich erklären: „Es sieht nicht nach Brandstiftung aus.“

Es knistert also wieder einmal auf Schalke. Und es scheint, als hätte die Schicksalsgemeinschaft Müller/Slomka die Schalker Wirklichkeit, die unter anderem aus acht Spielern besteht, die von der Firma Rogon beraten werden, unterschätzt. Enger zusammenrücken wollten die hoch verschuldeten Schalker eigentlich, nachdem sie im Frühjahr die Geldtöpfe der Champions League verpasst und sich deshalb einen strikten Sparkurs auferlegt hatten. Doch aus der „totalen Dominanz“, die Müller und Slomka dem vermeintlich verschworenen Haufen im Sommer auf die Trikots drucken ließen, ist totale Ignoranz geworden.

Mit verantwortlich dafür ist Mirko Slomka, der sich nach seiner Inthronisierung als Cheftrainer Anfang Januar zunächst einmal für seine, so der Tenor in der Öffentlichkeit, zu freundliche Art im Umgang mit Fußballprofis rechtfertigen musste. Jetzt tanzen ihm diese Fußballprofis auf der Nase herum. Allen voran Gerald Asamoah, dem Slomka nicht zuletzt wegen seiner Verdienste auf Schalke erst kürzlich versicherte: „Die anderen müssen an ihm vorbeiziehen.“ Das war vor dem Pokalspiel in Rostock – und damit parallel zu Asamoahs bislang letzter Drohung in Richtung Cheftrainer.