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LESERINNENBRIEFE

Immer wieder erinnern

■ betr.: „Was gehen uns diese Syrer an?“, taz vom 21. 3. 14

Vielen Dank für die längst überfälligen Artikel. Seit drei Jahren mordet das Assad-Regime live und in Farbe unter Putins Gnaden vor den Augen aller Welt. Und was macht die internationale Staatengemeinschaft? Nichts! Keine wirksamen Sanktionen, keine humanitäre Hilfe (mehr). Und selbst bei der Aufnahme von Flüchtlingen gibt es derart viele Hürden und Limitierungen, dass es lächerlich erscheint bei einem so großen Land wie unserem. Ich erwarte von unserer Regierung klare Bekenntnisse und ganz aktive Flüchtlingshilfe! Und von der taz erwarte ich bei diesem Thema immer wieder daran zu erinnern und keine Ruhe zu geben. TANJA HIORT, Seevetal

Vorbild sein

■ betr.: „Was gehen uns diese Syrer an?“, taz vom 21. 3. 14

Man kann sich über die Frage streiten, wie hoch der Beitrag Deutschlands bei der Bereitschaft, Flüchtlinge aufzunehmen, sein sollte. Allerdings sollten wir uns so langsam einmal grundsätzlich Gedanken darüber machen, ob das Prozedere, die Art und Weise, wie wir Flüchtlinge aufnehmen, wirklich zielführend ist und vor allem, ob dies grundsätzlichen Kriterien dessen entspricht, was wir mit dem Wort Gastfreundschaft bezeichnen. Denn auch darum geht es.

Wie man an diversen Geschichten der Gegenwart und der Vergangenheit, vor allem in kleineren deutschen Kommunen, erkennen kann, gibt es immer Bürger, die sich für ganz konkrete Flüchtlingsfamilien einsetzen und diese unterstützen. In einem 82-Millionen-Volk wie Deutschland gäbe es immer ausreichend Bürger und Familien, die für eine befristete Zeit – mit ein wenig staatlicher Unterstützung – freiwillig bereit wären, Menschen aufzunehmen, die eigentlich nur vor Krieg und massiver körperlicher Bedrohung aus ihren Heimatländern flüchten und diese sprachlich, behördlich und anderweitig während des Starts in ihr neues Leben unterstützen. So vorzugehen, hätte nicht nur enorme wirtschaftliche Vorteile, sondern würde auch die Chance deutlich erhöhen, dass Menschen aus fremden Kulturen sich leichter in unsere Gesellschaft integrieren, sprachlich, kulturell und gesellschaftlich, und diese bereichern können. Eine solche Vorgehensweise würde dem Begriff „Gastfreundschaft“ die richtige Bedeutung geben. Allein der Begriff „Lager“ in diesem Zusammenhang weckt zurecht ungute Assoziationen.

Gerade Deutschland könnte und sollte hier Vorbild sein. Man kann und könnte die Aufnahme und Integration von Flüchtlingen auch anders organisieren. Menschlicher. Das wäre der richtige Weg. EWALD BECK, Bad Homburg

Ein doofes Restaurant

■ betr.: „Stillleben mit Damen“, taz vom 21. 3. 14

In ähnlich hölzerner Sprache wie die Wald-Meldung berichtete die Lokalpresse gemäß Polizeibericht, dass am Ruhrufer ein Paar „unzüchtige Handlungen aneinander vollzogen habe“ (!) und Passanten, die natürlich nicht weggucken konnten, die Polizei riefen. Das Weggucken klappte erstaunlich gut, als sich kurz zuvor Gewaltszenen in der Fußgängerzone abgespielt hatten. War wohl nicht unzüchtig genug. Und mein Stillleben habe ich in jeder Lebenslage genossen; Stress gab es nicht durch Hin- oder Weggucker. Nur ein doofes Restaurant wollte keine Menschen mit Baby, da geht aus meinem Kreis auch keiner mehr hin. PETRA GROSSE-STOLTENBERG, Hattingen

Wer sind die treibenden Kräfte?

■ betr.: „Große Medienschelte“ u. a., taz vom 22. 3. 14

In dem aktuellen Konflikt in und um die Ukraine besteht glücklicherweise die Möglichkeit, die verschiedensten Meinungen zu vertreten. Leider erscheint mir die Berichterstattung der taz nicht in wünschenswerter Ausgewogenheit und vor allem ohne ausreichende Hintergrundinformationen. Berichte aus sehr persönlicher Sicht mit durchaus nachvollziehbaren Emotionen sind da kein Ersatz.

Es gab sicherlich eine Anzahl von Gründen, die Regierung Janukowitsch abzulösen. Aber wer sind die treibenden Kräfte des Machtwechsels? Sind die jetzt auf der politischen Bühne Agierenden so viel anders? Werden wirklich Alternativen geboten? Was erwarten sich die Menschen in der Ukraine von einer Bindung an die EU? Ein denkbares und sehr wahrscheinliches Szenario wäre doch , dass einige wenige sich davon Profite versprechen können und für eine breite Mehrheit die „Reformen“ – sprich harte materielle Einschnitte – blieben. Auf der anderen Seite: Was bewegt das EU-Management, die Ukraine einzubinden? Sollten es die üblichen Motive früherer Kolonialpolitik zu sein, sprich: eine billige Werkbank und ein beachtlicher Absatzmarkt? Und wer profitiert davon? Oder, man erinnere sich, dass einst ein deutscher Außenminister wegen angeblich liberaler und lockerer Visumsvergabe sich peinlicher Befragung unterziehen musste; bei Assoziation der Ukraine fallen die Hürden für den ukrainischen „Nachschub“ ins deutsche Rotlichtmilieu. Cui bono?

Was sind die Gründe, die erforderlichen Finanzhilfen für die Ukraine – die Griechenland- bzw. Bankenhilfen übersteigen könnten – spontan und locker zuzusagen? Sind es Steilvorlagen für Europagegner? Wobei es gute andere Gründe gibt, das derzeitige EU-Konstrukt kritisch zu hinterfragen. Es stünde der taz gut an, auch diese Aspekte zu beleuchten und eine Art der Gedächtnisauffrischung zu leisten.

Die Ereignisse in Kiew, der Ukraine und auf der Krim mögen – je nach Sichtweise – juristischen Anforderungen nicht in allen Punkten entsprechen. Korrektheit und Gerechtigkeit ist und war bei derartigen Fragen noch niemals das primäre Ziel. Von keiner Seite.

ERWIN BOSAK, Schorndorf

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