Kein Tropical Islands

BÄDER Eine Befragung lotet erstmals die Wünsche der Berliner Schwimmbadnutzer aus

Das reine Spaßbad steht für die BerlinerInnen erst an zweiter Stelle

Mit so einem eindeutigen Ergebnis hat der Chef der Berliner Bäder Betriebe, Ole Bested Hensing, nicht gerechnet: Die Berliner wollen kein Tropical Islands. Oder, wie Hensings Pressesprecher Matthias Oloew es ausdrückt: „Erlebnisbäder mit einem Rutschendorado sind nicht so gefragt.“ Stattdessen wollten die Berliner Kombibäder, wo man Sport treiben, Spaß und Entspannung haben könne.

Im Auftrag der Bäder Betriebe hat das Sinus Institut im vergangenen Jahr eine repräsentative Kundenbefragung durchgeführt. Das Ergebnis stellte Bäderchef Bested Hensing am Montag öffentlich vor. Befragt worden waren 1.300 Berliner und Bundesbürger. Letztere deshalb, weil man die Bedürfnisse von potenziellen Berlin-Touristen und Zuzüglern habe in Erfahrung bringen wollen, sagte Bädersprecher Oloew.

Das Ergebnis: Die Mehrheit der Befragten wünscht sich ein Kombibad, das 365 Tage im Jahr geöffnet ist und wo man draußen und drinnen schwimmen kann. Das Bad soll sowohl ein Sportbecken zum Bahnenziehen als auch einen Freizeit- und Saunabereich haben.

Das reine Erlebnisbad mit Rutschentürmen, 3-D-Kino und sonstigen Späßchen sei erst an zweiter Stelle genannt worden. Bei Menschen, die aus bildungsfernen Schichten kommen – auch das habe die Umfrage gezeigt –, rangiere das Spaßbad an erster Stelle. An dritter Stelle sei ein reines Wellnessbad nach Vorbild des Liquidroms gewünscht. Kein Sportbecken, keine Rutsche, sondern Saunen und Pools für Entspannung und Körperpflege. Bei Frauen und über 60-Jährigen stehe das Wellnessbad sogar an erster Stelle.

Am nächsten Montag wird der Aufsichtsrat der Bäder Betriebe über Bested Hensings Strategiepapier diskutieren. Seit er den Posten vor einem Jahr übernommen, bastelt der Bäderchef an neuen Konzepten für die teils ziemlich maroden Berliner Bäder. Dass er über die ganze Stadt verteilt fünf neue Kombibäder bauen möchte, ist schon länger bekannt (taz berichtete). In der Diskussion sind Standorte in Pankow, Marienfelde und Tiergarten. Die Kombibäder möchte er an Standorten bereits vorhandener Bäder errichten.

In der Diskussion ist auch, ein Bad im Tierpark Friedrichsfelde zu bauen. Bei den SPD-Bezirksbürgermeistern von Lichtenberg und Marzahn-Hellersdorf stößt diese Idee wie berichtet auf Wohlwollen.

Die Zahl der Bäder-Besucher ist seit 2000 um 42 Prozent zurückgegangen. Mit der Umfrage sei erstmals in der Geschichte der Bäder Betriebe ausgelotet worden, was die Nutzer wünschen, sagt Oloew. Nur wenn man auf die Bedürfnisse der Menschen eingehe, werde es gelingen, sie zurück in die Schwimmbäder zu holen, so der Bädersprecher. PLUTONIA PLARRE