Insolvenz verhindert

Der Bochumer Textilkonzern Steilmann wird kurz vor dem Insolvenzantrag aufgekauft

BOCHUM dpa/taz ■ Der von Insolvenz bedrohte Textilkonzern Steilmann wird nach Informationen des Westdeutschen Rundfunks von der italienischen Gruppe Miro Radici übernommen. Die Radici-Gruppe hatte bereits 2003 zwei Steilmann-Tochterunternehmen in Herne und Gelsenkirchen übernommen. Eine Stellungnahme des Unternehmens gab es bis Redaktionsschluss nicht.

Der Bochumer Textilhersteller – ehemals eines der renommiertesten deutschen Modehäuser – kämpft seit zehn Jahren ums Überleben. „Wir haben immer höhere Stückzahlen produziert, aber immer geringere Preise erzielt“, sagte Unternehmensgründer Klaus Steilmann. Dabei habe man vor allem im Geschäft mit Discountern wie Lidl und Aldi rote Zahlen geschrieben. „Bei dem knallharten Geschäft haben sich die Manager verkalkuliert“, so der Senior damals, der die Geschäftsführung des Unternehmens inzwischen in die Hände seiner Tochter Ute Steilmann gelegt hat.

Mit seinem Rückzug vor nun sieben Jahren war ein Personalkarussell in dem Unternehmen in Gang gekommen. Vor der Tochter Ute hatte bereits ihre ältere Schwester Britta das Ruder bei dem Textilunternehmen übernommen, nach Differenzen mit ihrem Vater wieder abgegeben, noch einen Anlauf gemacht und sich dann endgültig zurückgezogen. Auch externe Manager wie der frühere Hugo Boss-Chef Joachim Vogt versuchten ihr Glück in Bochum-Wattenscheid.

Immer wieder hieß es, die Krise sei etwa mit der Trennung von zahlreichen Tochterunternehmen und der Verlagerung des überwiegenden Teils der Produktion nach Asien und Osteuropa nun endgültig überwunden. In einem so genannten „Befreiungsschlag“ wurde im Jahr 2003 mehr als jede zweite Stelle im Inland gestrichen.