Angehörige treten zurück

Bei der Verabschiedung der Marinesoldaten am Stützpunkt in Wilhelmshaven stehen die Familien hinter einem Absperrseil, während Verteidigungsminister Jung die Vorbereitung der Streitkräfte lobt

aus WilhelmshavenMANUELA SIESS

Die Morgenruhe im Marinestützpunkt in Wilhelmshaven ist gestört. Die Fregatten „Mecklenburg-Vorpommern“ und „Karlsruhe“ werden seeklar gemacht, ebenso wie der Einsatzgruppenversorger „Frankfurt am Main“, der Tender „Elbe“ und die vier Schnellboote „Nerz“, „Dachs“, „Ozelot“ und „Hyäne“. An jeder Ecke, jeder Einfahrt des Stützpunktes stehen Sicherheitsoffiziere. Der Grund für die Geschäftigkeit: Rund 1.000 Soldaten und Soldatinnen sollen sich an diesem Morgen zusammen mit dänischen Einheiten auf in den Libanon machen.

Vor dem Flaggschiff, der Fregatte „Mecklenburg Vorpommern“, haben sich mittlerweile die Soldaten im Karree aufgebaut. Die Angehörigen stehen hinter einem Absperrseil. Sie haben sich schon am Wochenende oder am frühen Morgen von ihren Familien und Freunden verabschiedet. Bundesverteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) fährt vor. Zusammen mit dem Generalinspekteur der Marine, Vizeadmiral Wolfgang E. Nolting, dem Wehrbeauftragten des Bundestags, Reinhold Robbe (SPD), und den Bundestagsabgeordneten vor Ort will Jung die Einsatzkräfte verabschieden. Zu den Klängen des Marinemusikkorps schreitet er die Reihen der Soldaten entlang und nennt den Moment immer wieder „historisch“. Jung gibt sich gelassen, betont die gute Vorbereitung der Marine. „Wir haben in den letzten Wochen viel gearbeitet“, bestätigt Flotillenadmiral Andreas Krause, der den internationalen Einsatzverband leitet. Das Warten auf die politische Entscheidung sei eine Belastung gewesen. „Aber jetzt sind wir guter Dinge.“

Der Einsatzverband soll den Seeraum vor der libanesischen Küste sichern – eine gefährliche Mission, denn die Schiffe sind vor der libanesischen Küste für Raketen und Drohnen der Hisbollah zu erreichen. Die Kommandeure scheint dies allerdings nicht zu beeindrucken. „Wir sind uns über die Risiken im Klaren“, sagt Fregattenkapitän Ulrich Reinecke, der Kommandant der Mecklenburg-Vorpommern.

Der 26-jährige Thilo Schröder gehört zu den Soldaten, die mit dem Flaggschiff in Richtung Mittelmeer fahren. Für ihn ist der Einsatz nach eigenen Angaben nichts Neues. Er habe ja im Frühjahr schon an der Anti-Terror-Operation „Enduring Freedom“ teilgenommen.

Reinecke, Schröder und die anderen Soldaten sollen in zehn Tagen mit der Arbeit im Libanon beginnen. Bis zum Ende des Mandats im August 2007 muss aber niemand von ihnen bleiben. „Die Fregatten werden immer wieder ausgetauscht“, sagt Fregattenkapitän Reinecke. „Und wer weiß? Vielleicht sind wir ja Weihnachten schon wieder zu Hause.“ Bis dahin bleibt den Angehörigen nichts als warten und E-Mails schreiben.