Weltweite Forderung nach Intervention

Der Völkermord in Darfur mobilisiert inzwischen auch immer mehr Intellektuelle in Afrika und darüber hinaus

„Afrika legt eine schändliche Ohnmacht an den Tag“

BERLIN taz ■ Für Wole Soyinka, Literaturnobelpreisträger aus Nigeria und einer der berühmtesten Schriftsteller Afrikas, ist Darfur eine „Schande“. In Paris am Dienstag sagte Soyinka: „Es ist deprimierend, die Gleichgültigkeit der Arabischen Liga gegenüber der Kriminalität eines ihrer Mitglieder zu beobachten, eines Landes, das historisch als kulturelle Brücke zwischen zwei Rassen gilt. Die afrikanische Familie wiederum legt eine schändliche Ohnmacht an den Tag und erlaubt damit die Wiederholung einer Geschichte, aus der die Ketten kolonialer Unterjochung geschmiedet wurden.“

Immer mehr Intellektuelle in Afrika bezeichnen den Krieg in Darfur inzwischen als „Völkermord“ und fordern Eingreifen. „Müssen eine Million Menschen sterben, bevor die internationale Gemeinschaft hingeht?“, fragte der Ghanaer Festus Aboagye, Programmdirektor beim renommierten südafrikanischen Institut für Sicherheitsstudien, am Mittwoch in Johannesburg und erinnerte mit dieser Zahl an den Völkermord in Ruanda 1994, der unter den Augen der untätigen Weltöffentlichkeit geschah.

Ruanda gehört heute zu den größten Truppenstellern der AU in Darfur und hat den Kampf gegen Völkermord zu einer Leitlinie seiner Außenpolitik erklärt. Mehrfach haben ruandische AU-Soldaten in Darfur Milizen angegriffen, die Flüchtlinge überfallen wollten. Doch insgesamt ist die AU-Mission in Darfur viel zu schwach.

So wächst auf internationaler Ebene die Forderung nach einem unilateralen militärischen Eingreifen. Zahlreiche Prominente in den USA und Großbritannien haben sich ihr angeschlossen und kritisieren die eigenen Regierungen dafür, Truppen nach Irak statt Sudan geschickt zu haben.

Führend dabei ist der britische „Aegis Trust“, der sich der Prävention von Völkermord weltweit widmet und Ruandas zentrale Völkermordgedenkstätte konzipiert hat. Am letzten Wochenende koordinierte der Trust einen „Global Day for Darfur“, der zehntausende Menschen auf die Straße brachte. Die Rechnung des Aegis Trust ist einfach: „400.000 Menschen in Darfur sind durch genozidale Gewalt gestorben, 2.000.000 leben in Lagern, 3.500.000 brauchen Hilfe.“ Darfur hat sechs Millionen Einwohner. DOMINIC JOHNSON