Schwere Krise im tiefen Hafen

JADE-WESER-PORT Kaum Container und Kurzarbeit: Weitere Lohneinbußen und Personalabbau drohen. Die letzte Hoffnung in Wilhelmshaven richtet sich auf möglichen Asienverkehr im Herbst

Der Tiefwasserhafen Wilhelmshaven wurde im September 2012 mit zwei Jahren Verspätung eröffnet.

■ Der Hafen: Er umfasst 300 Hektar Fläche und hat rund eine Milliarde Euro gekostet. Er kann von Schiffen mit einem Tiefgang bis 16 Meter unabhängig von der Tide angelaufen werden.

■ Die Kapazität: Dort könnten pro Jahr 2,7 Millionen Standardcontainer (TEU) umgeschlagen werden. Faktisch waren es 2013 gerade mal 80.000 TEU.

■ Im Vergleich: Bremerhaven schlug im Vorjahr 5,8 Millionen TEU um, Hamburg 9,3 Millionen.

Der Jade-Weser-Port in Wilhelmshaven kriselt weiter vor sich hin. Auf einer Betriebsversammlung am gestrigen Dienstag legte die Unternehmensleitung Vorschläge vor, um Personalkosten zu senken und die Verluste einzudämmen. Nach bislang 13 Monaten Kurzarbeit auf dem kaum genutzten Tiefwasserhafen droht den Mitarbeitern weiterer Lohnverzicht.

Danach sollen die Mitarbeiter auf 15 Prozent ihres Lohns verzichten, auch Urlaubs- und Weihnachtsgeld könnten gestrichen werden. Die Arbeitnehmerseite will geringere Einbußen erreichen. Zudem soll ausgelotet werden, ob etwa 50 der knapp 400 Beschäftigten zu den anderen Eurogate-Terminals nach Hamburg oder Bremerhaven wechseln könnten. Dort gibt es Arbeit.

Eine Sprecherin des Hafenbetreibers Eurogate wollte am Dienstag keine Stellungnahme abgeben, auch der Betriebsrat zeigte sich schweigsam. Es gebe noch keine Ergebnisse, so war zu hören, die Gespräche sollten hinter verschlossenen Türen fortgesetzt werden.

Den Hafen am Jadebusen laufen eineinhalb Jahre nach der Eröffnung nur zwei Schiffe pro Woche an. Im gesamten vorigen Jahr wurden lediglich 80.000 Standardcontainer umgeschlagen – so viel wie in Hamburg in drei Tagen (siehe Kasten). Eurogate-Chef Emanuel Schiffer räumte bereits vor einem Jahr ein, dass der Containerumschlag dramatisch hinter den Erwartungen und der vertraglich vereinbarten Menge zurückbleibt. Das führt bereits zu Gewinneinbrüchen beim Bremer Hafenlogistiker BLG, der zu 50 Prozent an Eurogate beteiligt ist. 2013 würden die Überschüsse „auf 35 bis 40 Millionen Euro im Vergleich zu 49 Millionen Euro im Jahr zuvor“ sinken, hatte BLG-Chef Frank Dreeke schon im Oktober 2013 angekündigt: „Das liegt vor allem am Jade-Weser-Port.“ Genaue Bilanzen werden demnächst vorgelegt.

Deshalb wurde im März 2013 Antrag auf Kurzarbeit für 365 der 400 Beschäftigten am Jade-Weser-Port gestellt. Während der Maßnahme sollen die Arbeiter 90 Prozent ihrer Bezüge erhalten. Mit dem Auslaufen dieser Übergangslösung Ende März werden jetzt neue Wege gesucht, um Kündigungen zu vermeiden.

Hoffnungen richten sich auf die neue Reederei-Allianz P3. In dieser wollen die drei weltgrößten Container-Reedereien Maersk, MSC und CMA CGM zusammenarbeiten und Wilhelmshaven möglicherweise mit zwei Asienlinien ansteuern. Die Entscheidung darüber wird für Ende Mai erwartet, im Herbst könnten die ersten Großfrachter aus Fernost eintreffen.

Ein halbes Jahr mithin wird die Durststrecke für den Jade-Weser-Port also mindestens noch andauern.  SVEN-MICHAEL VEIT