Mit drei Jahren ins Bildungshaus

Der Bundestagsabgeordnete Marcus Weinberg (CDU) fordert ein gemeinsames Bildungshaus für Drei-bis Zehnjährige. Doch nicht nur in der Hamburger CDU findet er dafür kaum Unterstützung

Die Idee der Bildungshäuser sei „interessant, aber unausgegoren“, sagt GAL-Fraktionschefin Goetsch

von KAIJA KUTTER

Vorschulische Bildung ist derzeit in aller Munde. Die jüngste Idee stammt vom CDU-Bundestagsabgeordneten Marcus Weinberg: Kinder sollen, so sein Vorschlag, von drei bis zehn Jahren gemeinsam in einem „Bildungshaus“ lernen. Dafür sollen Kindergärten und Schulen unter einem Dach zusammengefasst werden. „Machbar ist alles“, sagt Weinberg, der auf dem kleinen Landesparteitag im Herbst einen Antrag für erste Pilotprojekte einbringen will. Bereits 2008 könnten dann „sieben bis zwölf Häuser“ die Arbeit aufnehmen.

Der frühere Kita-Sprecher der Hamburger CDU hat die Idee in der bundesweiten Programmkomission mitentwickelt und ist sich dabei der Unterstützung von Bildungsministerin Annette Schavan (CDU) sicher. Insbesondere um Migrantenkinder besser zu fördern, brauche Deutschland „mutige und innovative“ Schritte, sagt Weinberg und verweist auf zahlreiche Studien, wonach Kinder im jungen Alter die größten Bildungszuwächse erzielen. Ein neuer, „weicher Übergang“ zur Schule soll helfen, sie in dieser Phase optimal zu fördern.

In den neuen Häusern könnten Lehrer auch mit Kita-Kindern Sprachförderung betreiben oder Erzieher die Schüler bei Sport und Freizeit begleiten. Statt in Klassen, soll in Gruppen unterrichtet werden, wobei auch Vier- oder Fünfjährige schon mal an Projekten der Schulkinder teilnehmen könnten.

In der eigenen Partei erntete Weinberg reservierte Reaktionen. „Ich bin inhaltlich bei Herrn Weinberg, dass wir Kita und Schule zusammenbringen müssen“, sagt der CDU-Schulpolitiker Robert Heinemann. Er habe aber „erhebliche Fragezeichen“, ob die Bildungshäuser „flächendeckend“ eingeführt werden könnten.

Heinemann und Bildungssenatorin Alexandra Dinges-Dierig (CDU) wollen sich zunächst auf die Altersgruppe der Fünfjährigen konzentrieren. Dinges-Dierig wolle durch ein „kostenloses und besseres Angebot“ für diese Altersgruppe zunächst die Akzeptanz erhöhen, um „perspektivisch ein verpflichtendes Vorschuljahr einzuführen“, sagte ihr Sprecher Alexander Luckow. Bereits hier ist man sich in der CDU uneinig: Parteikollege Heinemann will nur für die förderbedürftigen Kinder eine Vorschulpflicht einführen. Denn die übrigen Kinder besuchten bereits zu nahezu 100 Prozent eine Kita oder Vorschule. Zudem stellte er die Idee des kostenfreien Vorschuljahres infrage: „Wir sollten lieber kleinere Klassen finanzieren.“

Auch die GAL reagierte abwehrend auf den Weinberg-Vorschlag. Die Idee der Bildungshäuser sei „interessant, aber unausgegoren“, sagte Fraktionschefin Christa Goetsch. Die CDU solle zunächst einmal dafür sorgen, dass auch benachteiligte Kinder einen Ganztagsplatz in Kitas bekämen. Die GAL hatte bereits 2002 das Konzept eines kostenlosen „Bildungsjahrs 5plus“ vorgelegt und plädiert dafür, den Jahrgang der Fünfjährigen schrittweise ganz von den Kitas in die Schulen zu verlagern, weil sich dort die Bildungsarbeit besser organisieren lasse. Dort sollen die Kinder dann nach Vorstellung der Grünen ab Klasse null (Vorschule) bis neun gemeinsam lernen. Weinbergs Schule für Drei- bis Zehnjährige impliziert dagegen, dass die gemeinsame Grundschulzeit nach Klasse 4 endet.

Lediglich aus der SPD war vorsichtiger Zuspruch zu Weinbergs Vorschlag zu hören: „Je früher wir die Kinder erreichen, desto besser“, bekräftigte der SPD-Abgeordnete Andreas Hilgers, forderte aber als „Anreiz“ für die ärmeren Eltern, den Kita-Besuch für Drei- bis Sechsjährige mindestens im Umfang von täglich fünf Stunden „kostenlos“ anzubieten.

Weinberg selbst gibt sich optimistisch: „Wenn wir das auf dem Parteitag beschließen“, sagt er, „dann erwarte ich, dass es auch umgesetzt wird. Mit hoher Motivation aller Beteiligten.“