UNTERM STRICH

Der serbische Regisseur Emir Kusturica sorgte am Sonntag im türkischen Antalya für einen Eklat. Er verließ die Jury des 47. Filmfestivals in Antalya und sagte alle geplanten Veranstaltungen und Workshops ab.

Zuvor hatte Resat Oktay, Mitglied der türkisch-nationalistischen Partei MHP und des Stadtparlaments von Antalya, gegen die Einladung Kusturicas protestiert. Oktay warf Kustiruca vor, Massaker an bosnischen Muslimen während der Kriege in den 1990er Jahren ideologisch unterstützt zu haben. Kusturica sei ein Rassist und habe keinen Respekt für bosnische Muslime. Der türkische Regisseur Semih Kaplanoglu, dessen Film „Bal“ in diesem Jahr die Berlinale gewann, hatte seinen Film aus Protest gegen die Einladung Kusturicas ebenfalls zurückgezogen.

Die Vorwürfe wies Kusturica, der mit seinem Film „Underground“ international bekannt wurde, zurück. „Wie kann jemand, der sein Leben der Aufgabe gewidmet hat, der Menschheit neue Horizonte zu öffnen, irgendeine Form von Verbrechen unterstützt haben. Das, wofür ich während des bosnischen Krieges gekämpft habe, war ein vereinigtes Jugoslawien“, sagte der serbische Regisseur. Türkische Medien hatten zuvor behauptet, Kusturica habe die Zahlen der Ermordungen und Vergewaltigungen von Muslimen wiederholt heruntergespielt. Einen Beweis dafür blieben die Berichte schuldig.