Muslim-Streit zur Fastenzeit

Krach gibt es derzeit um die Führung der Islamischen Föderation Berlin (IFB): Senatszuschüsse würden zweckentfremdet, sagt ein Geschäftsführer. Der Geschäftsführer sei gar keiner mehr, sagt die Föderation

Ausgerechnet zu Beginn des Fastenmonats gibt es unter Berliner Muslimen Krach. „Amtsmissbrauch“ und „Subventionsbetrug“ wirft Abdurrahim Vural, Präsident der Islamischen Religionsgemeinschaft, dem Vorstand einer anderen Muslimorganisation vor: der Islamischen Föderation Berlin (IFB). Vom Senat an die IFB gezahlte Gelder würden nicht ordnungsgemäß verwendet, außerdem sei der Vorstand nicht rechtmäßig gewählt worden, so Vurals Vorwürfe.

„Verleumdung“ nennt Burhan Kesici, Vizepräsident der IFB, diese Anschuldigungen. Die IFB hat viel zu verlieren: Zu der Organisation, die überwiegend türkischstämmige Muslime vertritt, gehören nicht nur zwölf Moscheen. Die IFB erteilt auch den islamischen Religionsunterricht an mittlerweile knapp 40 Grundschulen in der Stadt. 90 Prozent der Lehrergehälter übernimmt dabei der Senat. Man werde strafrechtlich gegen Vurals Behauptungen vorgehen, kündigte IFB-Sprecher Kesici an.

Geht es nach Vural, hat Kesici allerdings in der Föderation gar nichts mehr zu sagen: Kraft seiner Funktion als Geschäftsführer der Islamischen Föderation habe er Kesici fristlos gekündigt, teilte Vural mit. Denn: Kesici sei verantwortlich dafür, dass vom Senat an die IFB gezahlte Zuschüsse „nicht ordnungsgemäß verwendet“ würden. Nur 80 Prozent der Gelder, die die Kulturverwaltung als Zuschüsse für die Lehrergehälter zahle, würden tatsächlich dafür verwendet, behauptet Vural. Der Rest ginge anderen Zwecken zu.

Das sei unwahr, sagt dagegen Kesici und kontert: „Um mich feuern zu können, müsste Herr Vural ja erst mal IFB-Geschäftsführer sein.“ Diesen Posten habe Vural aber seit der letzten Vorstandswahl im November 2005 nicht mehr inne. Das wiederum zweifelt Vural an: Die Wahl habe gegen „zwingende Gesetzes- und Satzungsvorschriften verstoßen“, meint er. Begonnen hat der Streit mit einer Wahlempfehlung: Vor zwei Wochen hatte Vural als Präsident der Islamischen Religionsgemeinschaft dazu aufgerufen, die Regierungsparteien PDS und SPD nicht zu wählen. Diese hätten mit der Einführung des Ethikunterrichts auch den islamischen Religionsunterricht an Schulen gefährdet.

Die IFB distanzierte sich noch am selben Tag von dem Aufruf. Der sei sachlich falsch, da es den Islamunterricht nur an Grundschulen gebe, Ethik aber erst ab der 7. Klasse unterrichtet werde. Zudem, hieß es in der Pressemitteilung, habe die IFB „noch nie eine Wahlempfehlung ausgesprochen“, und werde das auch nicht tun.

Die IFB plant nun ihrerseits, Vural seines Postens als Präsident der Islamischen Religionsgemeinschaft zu entheben. Das könnte klappen, denn die besteht fast nur aus der IFB und ihren Moscheen selber. Die Senatsverwaltung für Kultur hat unterdessen ihre Zahlungen an die IFB vorerst eingestellt, teilte ein Sprecher gestern auf Anfrage der taz mit. Man erwarte zunächst eine Stellungnahme der IFB zu den von Vural erhobenen Vorwürfen.

Bisher seien die Verwendungsnachweise der IFB über gezahlte Zuschüsse jedoch nie beanstandet worden. Alke Wierth