Nahverkehr wird elektronisch

BEWEGUNG Hamburgs Verkehrsverbund drückt die Zahl der Schwarzfahrer um die Hälfte und verspricht sich Großes von digitalen Tickets. In zwei Jahren soll die HVV-Card flächendeckend eingeführt werden

Der Hamburger Verkehrsverbund (HVV) setzt für die Zukunft verstärkt auf elektronische Fahrkarten. Wie Geschäftsführer Lutz Aigner bei der Vorstellung des Jahresberichts sagte, könnten sie die Zugangsschwelle zum öffentlichen Nahverkehr weiter senken und das Prüfen von Tickets erleichtern. Weiterhin hieß es gestern, die Zahl der Schwarzfahrer im vergangenen Jahr habe sich halbiert – im Wesentlichen durch das neu eingeführte Vorne-Einsteigen im Bus.

Insgesamt nahm der Verkehrsverbund im vergangenen Jahr 728 Millionen Euro ein, die beteiligten Länder und Kommunen schossen 325 Millionen Euro zu. Die Umsätze mit elektronischen Fahrkarten halten sich noch in Grenzen: Mit Tickets zum Ausdrucken zu Hause nahm der Verkehrsverbund 2013 rund drei Millionen Euro ein, mit Handy-Tickets weitere 3,5 Millionen. Dazu kamen Einnahmen aus einem Pilotversuch mit der „HVV-Card“ in Harburg: Auf diese Chip-Karte lässt sich ein Ticket laden.

Mit der Handy-Ticket-App des HVV sollen Kunden Aigner zufolge in Zukunft auch in anderen großen Verkehrsverbünden Fahrpläne abrufen und Tickets kaufen können. Außerdem will der Verbund die Echtzeitauskunft zum Fahrplan, die es schon an den elektronischen Haltestellenanzeigen gibt, auf die Smartphones und das Internet ausdehnen. Die HVV-Card soll es ab Sommer 2015 für Gelegenheitsfahrer geben, ab 2016 dann auch für Kunden mit Zeitkarten.

Schutz vor Fälschern

Aigner geht davon aus, dass die elektronischen Tickets sich auch einfacher prüfen lassen und schwerer zu fälschen sein werden als solche auf Papier, was den Anteil der Schwarzfahrer weiter drücken könnte. Dieser sei im vergangenen Jahr schon von 5 auf 2,5 bis 3 Prozent zurück gegangen, der damit verbundene Verlust habe sich von 30 auf 20 Millionen Euro verringert.

Für Fahrgeld-Erstattungen wegen Verspätungen von mehr als 20 Minuten gab der HVV 67.000 Euro aus – deutlich mehr als 2012. Schuld daran waren aus Sicht von Co-Geschäftsführer Dietrich Hartmann Baustellen und Orkane.  KNÖ