DIE WERBEPAUSE
: Wir sind doch die Guten!

Ja, ja, das neue Deutschland seit der Wiedervereinigung ist nicht so, wie sich das Neue Deutschland das vorgestellt hat. Jetzt haben auch wir Nichtleser es noch mal schriftlich – in Form einer Anzeige, mit der das frühere SED-Zentralorgan sein Onlinespiel „Rette uns wer kann!“ bewirbt, unter anderem in der taz.

Doch eigentlich geht es um mehr, wenn nicht gar um alles: darum, dass das Neue Deutschland schon immer vor Finanzhaien, Heuschrecken und Brillenonkeln gewarnt hat, vor dem Fehler im System, der das System selber ist. Das Brandenburger Tor steht auf Säulen aus Goldmünzen und ist daher dem Kollaps nahe. Geld regiert die Welt (also auch die Frontstadt a. D. Berlin) – so subtil kann Kapitalismuskritik sein! Wer wissen will, was gespielt wird, so die Botschaft, sollte Neues Deutschland lesen – wobei unterschwellig die Frage mitschwingt: Warum liest uns dann keiner? Wir sind doch die Guten!

Das Neue Deutschland sieht ganz schön alt aus, verliert kontinuierlich an Auflage und Bedeutung. Der Grundton der Anzeigenkampagne ist daher Verzweiflung – weil Angstschweiß allerdings streng riecht und niemand aus Mitleid eine Zeitung kauft, wird wohl kaum ein taz-Leser den „Druck von links“ mit seinem Geld erhöhen. Hoffentlich! Wir brauchen die Abonnenten doch alle selber. Interesse? www.taz.de/zeitung/abo. Gern dürfen Sie auch in Ihrem Freundes- und Bekanntenkreis die taz weiterempfehlen.

Hoffnung macht an der Anzeige eigentlich nur eines: Als Computerspielfigur hat Gregor Gysi möglicherweise doch noch eine große Karriere vor sich. DENK