LESERINNENBRIEFE
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Den Ball flach halten

■ betr.: „Frühverrentung. GroKo streitet über Rente mit 63“,taz vom 24. 3. 14

Ich bin von dem Glück betroffen und werde das Geschenk annehmen. Was habe ich auch für eine Wahl. 2,5 Jahre länger arbeiten, jedes Jahr 2 Prozent der Rente mehr besteuert. Jeder, der hier freiwillig länger macht, ist doch bescheuert.

Ich habe mit 16 Jahren angefangen zu arbeiten und habe alles miterlebt. Lehre, Bundeswehr. Und dann bis heute ohne Pause 48 Jahre ohne Unterbrechung gearbeitet. Mein einziges Problem ist meine Gesundheit, weil ich darauf geachtet habe. Mein Arbeitgeber hat darauf geachtet, mich mit 50 Jahren (heute muss man sagen: mit einer guten Abfindung ) zu entsorgen. Bedeutet, der Nächste hatte das Glück, einen überqualifizierten Mitarbeiter zu einem günstigen Preis zu beschäftigen.

Jetzt erhebt sich der große Jammer, wegen der gut ausgebildeten Kräfte, die das Boot verlassen. Dem halte ich das Prinzip der Marktwirtschaft entgegen. Ein Angebot für mehr Lohn steht hier wohl nicht im Raum. Habe ich die letzten zehn Jahre nicht vernommen, außer: Sei froh, dass du noch Arbeit hast. Ich bin froh, dass das Gesetz des Handelnden wieder bei mir ist, wie ich es über Jahrzehnte kannte. Ich hör auf und nehm das, was Herr Schröder für uns noch übrig gelassen hat. Da sind wir dann beim Thema.

Menschen, die über Jahrzehnte die Sozialkassen bedient hatten, wurden nach der Kündigung in die Altersarmut entlassen. Bevor sie Hartz IV erhielten, mussten sie ihr Vermögen aufzehren, zu dem auch jahrzehntelange Versicherungen zählten. Leistungen, die heute über Riester (dreimal gelacht) anerkannt werden. Und nun rechnet man mit 200.000 Antragstellern. Davon sind 150.000 schon woanders geparkt, weil die Wirtschaft nur mit 50.000 Abgängen rechnet. Das bedeutet doch nur, dass 150.000 Menschen aus den Sozialkassen umgebucht werden auf die Rentenkasse. Der Rest sind Menschen mit einer Restlaufzeit von zwei Jahren. Aber große Milliardenbeträge mit kleinen Mengen sind einfach grandios. Zieht man die Entlastung der Systeme ab, bleibt da wohl etwas Verschmerzliches über.

Alle, die gegen diese Regelung stänkern, sollten sich vor Augen halten: Daran klebt die GroKo und das Druckmittel sind die 28 Euro Müttergeld, was die anderen haben wollen. Auch eine Scheißregelung, weil sie aus den Sozialkassen bezahlt wird.

Also schön den Ball flach halten, liebe Abgeordnete, die ihr euch gerade auf die Brust trommelt. Ihr befriedigt vielleicht eure Lobby, aber gewählt werdet ihr vom Souverän, was immer ihr euch darunter vorstellt. HANS DIETER SCHMIDT, Glinde

Es muss Regeln geben

■ betr.: „Reformen sind nötiger denn je“, taz vom 25. 3. 14

Heike Haarhoff stellt in ihrem Kommentar einige Dinge bezüglich der Organspende arg verkürzt dar.

Die Bundesärztekammer wurde mit dem Transplantationsgesetz beauftragt, Richtlinien zur Organspende zu entwerfen. Der „Hinterzimmerzirkel“ ist ein Gremium von Fachleuten, die diese Richtlinien erarbeitet haben. Durch welche weitere demokratische Legitimation soll dies verbessert werden? Fest steht, dass es Regeln geben muss, wer wann wie welches Organ bekommt, da leider viele Patienten eine Spende dringend benötigen und nicht wenige auf der Warteliste versterben.

Vor diesem Hintergrund: Die sechs Monate Abstinenz für Alkoholiker sind womöglich willkürlich festgelegt. Aber wenn ein Patient mit einer Organspende eine zweite Chance erhält, sollte man doch vorher möglichst sichergehen, dass er oder sie sie auch nutzen kann. Bezüglich der Patientin mit dem zu großen Tumor: In den Richtlinien ist festgelegt, dass auch Patienten, die die MELD-Kriterien nicht erfüllen, auf Antrag in die Liste eingestuft werden können, was bei dieser Patientin, sollte das die einzige Kontraindikation sein, sicher möglich wäre.

In keiner Weise will ich die verteidigen, die Werte gefälscht, Patienten bevorzugt oder benachteiligt haben. Dafür eben gibt es die Richtlinien, dass die Verteilung, soweit das eben möglich ist, wenn Menschenleben davon abhängen, gerecht abläuft.

Es muss strenger kontrolliert werden, nur dafür müsste man womöglich Personal einstellen und das kostet natürlich Geld, das niemand bereit ist zu zahlen.

Die Menschen sterben nicht am Organmangel, sondern an ihren Krankheiten? Deshalb bekommen ja auch nur die Patienten ein Organ, denen anderweitig nicht zu helfen ist. Dafür braucht es Vertrauen. Natürlich möchte ich als Spender, dass der Patient mein Organ bekommt, der es am nötigsten braucht. Aber die Hauptsache ist doch, dass überhaupt ein Patient das Organ bekommt und damit eine zweite Chance. NINA SITT, Kelkheim

Ungeeignete Politikerin

■ betr.: „Timoschenko bestätigt: Habe Gewaltfantasien“, taz vom 26. 3. 14

Sorry, aber die ukrainische Politikerin Julia Timoschenko hat in der Politik nichts suchen. Wer auch nur einen seiner politischen Gegner als „Dreckskerl“ diffamiert und Atom- und Waffengewalt als Mittel der politischen Konfliktregelung in dumpfen Verbalattacken aufführt, provoziert Ängste und schließt Kriege nicht aus.

Julia Timoschenko gehört mit ihren Gewaltfantasien in ärztliche Behandlung und sollte als ukrainische Präsidentschaftskandidatin im Interesse des Weltfriedens von all ihren politischen Ämtern unverzüglich zurücktreten. ALBERT ALTEN, Wernigerode