Some like it queer

HIPPEN EMPFIEHLT Seit Dienstag findet das 17. queer film festival im Bremer Kino 46 statt. Der Bogen reicht von Rock Hudson bis zu anarchistischen Neuseeländerinnen

Seit im Frühjahr anonyme Drohbriefe an das Kino 46 geschickt wurden ist deutlich, dass diese Veranstaltung längst nicht selbstverständlich ist

VON WILFRIED HIPPEN

In den 17 Jahren, seit denen das Bremer queer film festival veranstaltet wird, ist nie etwas von Anfeindungen oder Gegenaktionen zu spüren gewesen. Aber seit im letzten Frühjahr anonyme Drohbriefe an das Kino 46 geschickt wurden, in denen speziell deren Programme zu den Themen Homosexualität und Antisemitismus beschimpft wurde, ist deutlich, dass diese Veranstaltungen längst nicht so selbstverständlich sind, wie sie für die meisten scheinen mögen.

Mit ähnlichen Filmfesten in Hamburg und Hannover sowie dem Panorama auf der Berlinale, das traditionell einen schwul/lesbischen Schwerpunkt bildet, kann man schon lange nicht mehr davon sprechen, dass Filme mit diesen Ausrichtungen zu wenig in Kinos gezeigt werden. Doch der Impakt für die Gründung all dieser Projekte war noch in den 80er Jahren, dass Schule und Lesben sich im auf den Leinwänden nicht angemessen repräsentiert fühlten.

Ein Film im diesjährigen Programm bringt die Problematik der Homosexuellen im Kino genau auf den Punkt. Anhand der Lebensgeschichte von Rock Hudson kann man von der Verlogenheit des Hollywoodkinos der 50er Jahre bis zu den radikalen Veränderungen durch die Aids-Epidemie viele Probleme exemplarisch darstellen, und genau dieses leisten Andrew Davis und André Schäfer mit ihrer Dokumentation „Rock Hudson - Dark and Handsome Stranger“, die heute Abend um 18 Uhr gezeigt wird. 25 Jahre nach seinem Tod zeichnet der Film das Bild des Schauspielers als eine tragischen Figur, weil er auch im privaten immer weiter schauspielern musste. Viele seiner Kollegen und Freunde kommen zu Wort und es ist erstaunlich, wie extrem sich die Zeitzeugen auch heute noch in ihren Einschätzungen unterscheiden. Anders als seine wenigen schwulen Vertrauten hielten ihn alle in Hollywood für einen Mann, der weitestgehend identisch mit seinem Image als Frauenheld war und der Film schildert im letzten Teil sehr eindrücklich, wie schockierend die Nachricht von seinem Coming- Out und seiner Aids Erkrankung damals war.

Wie gefährlich es auch heute noch in vielen Ländern ist, sich offen als Schwuler oder Lesbe zu bekennen, zeigt der Dokumentarfilm „“The Kuchus of Uganda“ von Mathilda Piehl. In dem durch christliche Religionen geprägten Staat werden homosexuelle Handlungen mit langer Haft bestraft. Der Film begleitet einer Gruppe von Aktivisten, die unter diesen Bedingungen dafür kämpfen, ihre Sexualität frei ausleben zu können.

Neben solchen kämpferischen Filmen hat das schwul/lesbische Kino auch immer so bunt und schrill wie nur möglich die eigene Kultur und Lebensweise gefeiert. So auch in der neuseeländischen Dokumentation“ The Topp Twins“ von Leanna Pooley, die von einem lesbischen Zwillingspaar erzählt, das mit einer anarchistischen Bühneshow und einer eigenen Fernsehserie Furore macht oder dem Spielfilm „Amphetamine“ aus Hongkong, in dem ein manischer Schwimmlehrer namens Kafka und ein hochglanzpolierter Finanzmanager eine stürmische und sehr sinnlich inszenierte Affäre erleben.

Einer der cineastischen Höhepunkte des Festivals ist „Last Summer of La Boyita“, indem die argentinische Regisseurin Julia Solomonoff autobiografisch von einem Sommer ihrer Kindheit auf einem Gutshof in der Pampa erzählt.Die zwölfjährige wird langsam erwachsen und kommt hinter das Geheimnis des gleichaltrigen Stallburschen Mario, der sich vor ihren Augen langsam in ein Mädchen verwandelt. Hier wird behutsam und klug darüber erzählt, wie ein Mensch über sein Geschlecht definiert wird und dass dieses nicht bei allen eindeutig zu bestimmen ist.