„Kniefall vor Vattenfall“

MOORBURG Konflikt um Kohlekraftwerk geht weiter. Umweltverband BUND wirft Hamburgs Umweltbehörde vor, Entnahme von zu viel Kühlwasser aus der Elbe zu erlauben. Die spricht von ökologischer Verbesserung

„Ein Armutszeugnis für eine grün geführte Fachbehörde“

MANFRED BRAASCH, BUND

Der Konflikt zwischen der Hamburger Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt und dem Energiekonzern Vattenfall ist beigelegt. Dafür könnte das Kohlekraftwerk Moorburg für neuen Streit zwischen der Stadt und dem Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND): Der wirft der Behörde der grünen Senatorin Anja Hajduk „einen Kniefall vor Vattenfall“ vor.

Grund ist die gestern erlassene wasserrechtliche Erlaubnis. Die regelt, wann und wie viel Wasser Vattenfall zur Kühlung des Kohlemeilers aus der Elbe entnehmen darf. Nach Ansicht der Behörde sind die genehmigten Mengen „gewässerökologisch verträglich“. Gerade zu sauerstoffarmen Zeiten würde die Belastung des Flusses gesenkt, sagt Hajduks Sprecher Enno Isermann – „eine deutliche Verbesserung für die Elbe“.

Genau das sieht der BUND anders. Nach seiner Einschätzung gibt es „eine erhebliche Ausweitung der Kühlwassernutzung“. Nach Auswertung von Messdaten aus den vergangenen fünf Jahren prophezeit der Umweltverband maximal 100 Tage Betriebseinschränkungen für das Kohlekraftwerk. Nach der bisherigen Regelung hätte dies an bis zu 281 Tagen der Fall sei können. Das sei „ein Armutszeugnis für eine grün geführte Fachbehörde“, sagt BUND-Landeschef Manfred Braasch.

Grund für die Änderung ist ein Vergleich, den Behörde und Energiekonzern am 17. September vor dem Oberverwaltungsgericht Hamburg schlossen. Danach soll Vattenfall zusätzlich einen 200 Millionen Euro teuren Hybridkühlturm errichten. Der soll einspringen, wenn die Elbe zu wenig Wasser führt, zu sauerstoffarm oder aber zu warm ist.

Umweltgruppen verlangten deshalb, den Meiler ausschließlich mit Kühlturm zu betreiben, um die Elbe zu schonen. Das lehnt Vattenfall ab: Die Hybridkühlung mindere die Leistung des Kraftwerks.

Mit dem Vergleich vermeidet Hamburg eine Klage des Konzerns. Aus Sicht des BUND zu Lasten der Elbe. SVEN-MICHAEL VEIT